Der römische Dichter Ovid beherrschte mit seinen Anweisungen lange die Tischetikette italienischer Tafeln. Er empfahl, feste Speisen mit den Spitzen von Zeige-, Mittelfinger und Daumen der rechten Hand zu greifen und sie so zum Mund zu führen. Im Sommer des Jahres 1004 heiratete die byzantinische Prinzessin Maria Argyropoulaina den Dogen Pietro Orseolo II. Die Prinzessin weigerte sich, beim Hochzeitsbankett mit den Fingern zu essen und sie sich schmutzig zu machen. Stattdessen griff sie zu einem Werkzeug, das sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatte: zwei längliche, spitze Zacken an einem schmalen Stiel.

Foto: Alessandra Dorigato

Gabel contra Kirche

Die piròn, so hieß die erste Gabel, fand Sympathisanten am venezianischen Hof. Doch die Kirche wusste ihre Ausbreitung zu bremsen. So nannte etwa der später heiliggesprochene Kirchenlehrer Petrus Damiani das Tischwerkzeug eine teuflische Erfindung und sah die Gabel als "sündhafte Verweichlichung". Erst Ferdinand IV., König von Neapel aus dem Haus der Bourbonen, brach im 18. Jahrhundert den Bann. Der Pasta-Liebhaber mochte besonders gern dünne Spaghetti – mit Knoblauch und Öl mariniert. Diese "Vermicelli alla Borbonica", heute als Aglio Olio e Peperoncino bekannt, waren mit Fingern kaum zu essen. Gennaro Spadaccini, der findige Kämmerer des Königs, passte die vorhandene Version der Gabel an diese Spaghetti-Sorte an.

Grundregeln des Einfachen

Heute sind weder vierzinkige Gabeln noch Aglio Olio e Peperoncino von unseren Tischen wegzudenken. Von der Qualität der wenigen Zutaten hängt der Geschmack des Gerichts ab. Seien Sie also wählerisch. Drei Nudelsorten sind erlaubt: Vermicelli, Linguine oder Spaghetti. Wichtig ist auch, den Knoblauch nicht verbrennen zu lassen. An Öl sollte es weder zu viel noch zu wenig sein. Die Schärfe muss jeder selbst bestimmen, aber sie sollte das Aroma der anderen Zutaten nicht überstimmen, sondern unterstreichen.

Foto: Alessandra Dorigato

Zutaten (für 4 Personen)

  • 400 g Linguine, Spaghetti oder Vermicelli
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 frische Chili
  • ½ Glas bestes Olivenöl (circa 10 Esslöffel)
  • Nudelwasser nach Bedarf
  • Nach Belieben: 1 Bund frische italienische Petersilie (glatt, kleinblättrig)
  • Salz
Foto: Alessandra Dorigato

Zubereitung

Nudeln in reichlich kochendem Salzwasser nach Packungsanweisung bissfest kochen. Knoblauch schälen und nach Wunsch kleinschneiden oder im Ganzen andrücken, falls man ihn später entfernen möchte. Chili – eventuell entkernen – fein hacken. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Knoblauch im Öl kurz anbraten, Chili dazugeben. Hitze sofort senken und so lange unter Rühren anschwitzen, bis der Knoblauch "blond" ist. Nudeln abseihen – dabei etwas Nudelwasser aufbewahren – und zum Knoblauchöl geben. Ein paar Löffel Nudelwasser hinzufügen, wenn die Pasta zu trocken scheint. Am Schluss die Petersilie untermischen.

Gut zu wissen

In vielen Regionen Italiens wird das Gericht ohne Petersilie serviert. Nicht so in Neapel. Hier sind die Aglio Olio e Peperoncino eine Abwandlung der Spaghetti alle Vongole, die stets mit Petersilie zubereitet werden. Aus dem gleichen Grund findet man im neapolitanischen Originalrezept keinen Käse in der Zutatenliste. Denn die traditionelle italienische Küche sieht die Verbindung von Käse und Fisch als Sakrileg an. Genießen Sie die Aglio Olio e Peperoncino aber ruhig mit Parmesan oder Pecorino. Käse macht die Nudeln leicht trocken, verwenden Sie daher einfach einen Löffel Nudelwasser mehr.

Buon Appetito!

Alle lieben Kuchen! Und mit den tollen AModoMio-Kuchenrezepten können Sie Freunden und Familie eine große Freude machen. (Alessandra Dorigato, 13.3.2018)

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