Linz – 33 Prozent für die ÖVP, 29 Prozent für die SPÖ und acht Prozent für die Neos in der neuesten Umfrage des Linzer Market-Instituts: Das bedeutet, dass diese drei Parteien gegenüber der Nationalratswahl im vergangenen Herbst gestärkt worden sind.

Die FPÖ hat dagegen rund zwei Prozentpunkte verloren und die Grünen haben nach dem Wechsel von Eva Glawischnig zu Novomatic mit hochgerechnet drei Prozent die kleinen Erfolge in Umfragen und bei zwei Landtagswahlen wieder verspielt.

Auch die Liste Pilz hätte mit zwei Prozent keine Chance, wieder ins Parlament zu kommen.

Einige Wochen lang hatte es so ausgesehen, als hätten es sich die potenziellen Grün-Wähler überlegt und sich nach dem Ausscheiden der Grünen aus dem Nationalrat wieder ihrer alten Partei zugewendet. Bei der Tiroler Landtagswahl haben die Grünen im Land sogar mehr Stimmen bekommen als bei der Nationalratswahl im Herbst.

Bonus bei Novomatic verspielt

Und das hat sich auch bundesweit in der Meinungsforschung niedergeschlagen: "Bei allen österreichweiten Umfragewellen, die wir seit der Nationalratswahl 2017 gemacht haben, hatten wir für die Grünen eine sichere Rückkehr in den Nationalrat ausweisen können. Aber dieser Effekt ist jetzt weg", sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer über die Auswirkungen des Wechsels der ehemaligen Grünen-Chefin Eva Glawischnig zu Novomatic.

Auch wenn man die heimischen Wahlberechtigten nicht direkt auf Glawischnig anspricht, geben sie den Grünen vernichtende Noten. Der STANDARD ließ in der Vorwoche erheben: "Unabhängig davon, ob Sie dieser Partei nahestehen oder nicht: Wie steht diese Partei nach den Landtagswahlen in den letzten Wochen in Niederösterreich, Tirol und Kärnten da? Vergeben Sie bitte eine Schulnote von eins bis fünf, eins bedeutet sehr gut, fünf gar nicht gut."

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In der Kanzlerfrage klar voneinander abgesetzt: Sebastian Kurz würde von 37 Prozent direkt gewählt, Ex-Kanzler Christian Kern (mitte) von 30 und Heinz-Christian Strache (diesmal links) von elf.
Foto: Reuters/Foeger

Die Grünen, die nach Glawischnigs beruflicher Neuorientierung und einer regionalen Parteispaltung am Sonntag vor einer Woche aus dem Kärntner Landtag geflogen waren, kommen da nur auf eine Durchschnittsnote von 4,61. Gleich 68 Prozent der Befragten haben den Grünen einen Fünfer gegeben. 15 Prozent vergaben einen Vierer, neun einen Dreier und ein Prozent einen Zweier.

Bestnoten für die ÖVP

Zum Vergleich die Werte der derzeit bestbenoteten Partei ÖVP: Ihr geben nur sechs Prozent einen Fünfer. Es sind vor allem Jungwähler, die die Volkspartei kritisch sehen – aber auch in dieser kritischen Gruppe überwiegen die sehr guten Bewertungen die negativen. Sieben Prozent der Befragten vergeben die Note Vier, 23 Prozent geben der ÖVP einen Dreier, 38 Prozent ein Gut und 18 Prozent ein Sehr Gut. Ergibt eine Durchschnittsnote von 2,42.

Von den eigenen Wählern wird die Volkspartei mit Einsern und Zweiern gleichermaßen überhäuft, 82 Prozent der ÖVP-Wähler vergeben eine der beiden Top-Benotungen. Aber auch die Hälfte der Anhänger der oppositionellen SPÖ gibt der Kanzlerpartei zumindest ein Gut.

Die zweitbestbenotete Partei ist derzeit die SPÖ (Notenschnitt 2,7) knapp vor der FPÖ (Notenschnitt 2,75). In der hochgerechneten Sonntagsfrage wird der Abstand allerdings deutlicher.

Kanzler Kurz unbestritten

Und so stellt sich das Ergebnis von Sonntags- und Kanzlerfrage derzeit dar:

  • Die ÖVP führt auch hier relativ klar, seit Wochen wird ihr in den Market-Umfragen ein Wert von 33 Prozent ausgewiesen – das ist etwas besser als die 31,5 Prozent bei der Nationalratswahl. Bundeskanzler Sebastian Kurz kommt in der hypothetischen Kanzlerfrage auf 37 Prozent. Kurz punktet besonders bei Frauen und bei Wahlberechtigten über 50 – in dieser Altersgruppe würden vier von zehn Befragten Kurz wählen.
  • Die SPÖ hat sich laut Market-Umfrage nach der Wahlniederlage vom Oktober und dem Verlust des Kanzlersessels im Dezember langsam, aber doch erholt: 29 Prozent bescheinigt ihr die aktuelle Market-Hochrechnung – gut zwei Prozentpunkte mehr, als die SPÖ bei der Wahl erreicht hat. Damit würden 30 Prozent der Wahlberechtigten Parteichef Christian Kern auf direktem Weg ins Kanzleramt wählen. Die Kern-Wähler sind überwiegend männlich und im Vergleich zu den Kurz-Wählern tendenziell höher gebildet. Allerdings fällt auf, dass Kurz die ÖVP-Wähler geschlossener hinter sich hat als Kern die SPÖ-Wähler.
  • Deutlich weiter dahinter liegt die FPÖ. Mit 24 Prozent liegt das hochgerechnete Umfrageergebnis zwei Prozentpunkte unter dem Wahlergebnis vom Herbst. Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache würde von elf Prozent der Wahlberechtigten direkt gewählt, seine Anhänger rekrutieren sich überdurchschnittlich stark aus der männlichen Wählerschaft, aus den Personen mittleren Alters und jenen mit geringer Bildung. Die erklärten FPÖ-Wähler sagen allerdings nur etwa zur Hälfte, dass sie Strache zum Kanzler machen wollen, vier von zehn Freiheitlichen würden eher dem Amtsinhaber Kurz die direkte Stimme geben.
  • Für die Neos sind in der Hochrechnung acht Prozent drin, deutlich mehr als die 5,3 Prozent, die sie im Herbst gewählt haben. Und immerhin sechs Prozent würden Matthias Strolz wählen.
  • Die Liste Pilz kommt auf zwei Prozent, ihr Spitzenmann Peter Kolba wird von weniger als einem Prozent als Kanzler gewünscht.
  • Die Grünen wären mit maximal drei Prozent ebenso wenig im Parlament wie die Liste Pilz.

Und geht man – nach all diesen Fragen – noch näher auf den Job von Eva Glawischnig ein, so sieht man: Neun von zehn Wahlberechtigten haben davon gehört, dass Glawischnig zu Novomatic gewechselt ist.

Moralische Bedenken

Und: Zwei Drittel der Wahlberechtigten meinen, Glawischnig habe damit den Grünen geschadet. Ältere Befragte zeigen sich besonders kritisch in diesem Punkt.

41 Prozent der Befragten sind voll und weitere 21 Prozent teilweise der Meinung, dass Glawischnig die Anliegen ihrer Wähler verraten habe, nachdem sie als Politikerin gegen Novomativ aufgetreten ist und nun dort angeheuert hat. Männer und höher gebildete Befragte stimmen dieser Aussage besonders stark zu, ebenso Wähler von FPÖ und Neos.

Der Job bei Novomatic sei auch kein Job wie jeder andere, sagen 57 Prozent der Befragten; 52 Prozent geben an, dass sie selbst dort aus moralischen Gründen nicht arbeiten würden. Die Grafik zeigt, dass die Arbeit von Glawischnig von einer Mehrheit ähnlich gesehen wird wie die Lobbytätigkeit von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, der wegen dieser Arbeit immer wieder kritisiert worden ist.

Die – bis in die 1980er-Jahre geltende – Regelung, dass Politiker nach ihrem Ausscheiden eine Pension beziehen sollten, damit sie eben nicht umstrittene Zweitkarrieren einschlagen müssen, wird allerdings auch von 80 Prozent mehr oder weniger stark abgelehnt.

Die Landesfürsten bleiben in den Ländern

Der STANDARD ließ auch erheben, wie die Landespolitik sich auf die künftige Bundespolitik auswirken könnte: "Bei diesen Landtagswahlen wurden die Landeshauptleute klar bestätigt; gehen Sie davon aus, dass die folgenden Personen künftig eine stärkere Rolle in der Bundespolitik spielen oder sich eher auf die Landespolitik konzentrieren werden?"

Jeweils 63 bis 64 Prozent sagen von Johanna Mikl-Leitner (ÖVP Niederösterreich), Günther Platter (ÖVP Tirol) und Peter Kaiser (SPÖ Kärnten), dass diese Politiker sich auf die Landespolitik konzentrieren würden.

Die Gegenposition – also ein verstärktes bundespolitisches Engagement – erwarten 17 Prozent von Mikl-Leitner. Es sind besonders jüngere und weibliche Befragte sowie Westösterreicher, die diese Erwartung hegen. 20 Prozent sagen, sie könnten nicht abschätzen, welche Politik Mikl-Leitner künftig machen wird

Von Platter und Kaiser erwarten nur je zwölf Prozent mehr bundespolitische Einflussnahme. (Conrad Seidl, 12.3.2018)