Sebastian Kurz spricht wenig, twittert aber viel: Messerattacken wie die in Wien dürften "keineswegs toleriert werden" (Mahnung zur rechten Zeit! Die Linke arbeitete schon an einer Gesetzesnovelle, die Messerstechereien als heitere Folklore straffrei gestellt hätte).

Nachdenklicher Zusatz von Kurz: In den vergangenen Jahren wurden "in der Migrations- und Asylpolitik viele Fehler gemacht". Wie recht er hat! (Der ÖVP können die Fehler freilich nicht angelastet werden, ist doch zu vermuten, dass vor Türkis-Blau eine Koalition von Maoisten, Trotzkisten und Teufelsanbetern an der Macht gewesen sein muss.)

Auch Herbert Kickl laboriert an der Vergangenheit. Er hat sich mit einem "schwierigen Erbe durch unkontrollierte Zuwanderung" herumzuschlagen. Die Regierung fühlt sich bei ihrer politischen Selbstfindung offenbar in die Rolle eines unglückseligen Erben versetzt, der all sein Ungemach den Fehlern der Vorfahren verdankt. Das Ahnl ist immer schuld!

Die Türkis-Blauen sind nicht die Ersten, die mit dieser Denkfigur arbeiten. Einer Denkfigur, die es aber an sich hat, dass sie mit fortschreitender Zeit fadenscheiniger wird. Es kommt der Moment, da man die Schuld weder auf Ahnln noch auf Eliten, Ausländer oder Systemmedien schieben kann, sondern sich im Alleinbesitz aller Messerstechereien und ähnlicher Unbill wiederfindet. Wird interessant, was uns unsere großen Sicherheitsgaranten dann erzählen. (Christoph Winder, 11.3.2018)