Am Flughafen Düsseldorf kam es zu Auseinandersetzungen.

Foto: APA/AFP/dpa/BRITTA RADIKE

Protest gegen den türkischen Einmarsch.

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Berlin/London – Bei Demonstrationen in deutschen und anderen europäischen Städten haben am Wochenende zahlreiche Menschen gegen die türkische Militäroffensive gegen Kurden in Nordsyrien protestiert. Zudem gab es eine Reihe von Brandanschlägen auf türkische Domizile, bei denen der Hintergrund nicht eindeutig, ein Zusammenhang zu den Protesten aber nicht ausgeschlossen war.

Auf dem Flughafen Düsseldorf kam es am Sonntag bei einer Spontandemonstration zu Auseinandersetzungen. Es gab Verletzte, unter anderem wegen des Einsatzes von Pfefferspray durch die Polizei, gab eine Sprecherin der nordrhein-westfälischen Polizei bekannt. Zur Verletztenzahl machte sie keine Angaben. Bis zu 400 Demonstranten hielten sich demnach zeitweise auf dem Flughafen auf, bis die Polizei sie am Nachmittag aus dem Gebäude drängte. Ein dpa-Reporter beobachtete, dass die Beamten mehrere Menschen abführten.

Die deutsche Bundespolizei sprach zunächst von einer Auseinandersetzung zwischen mutmaßlich Kurden und Türken; die Landespolizei teilte später mit, es habe sich vorrangig um eine Auseinandersetzung zwischen Kurden und Polizisten gehandelt. Laut einem Flughafensprecher wurde der Flugverkehr nicht beeinträchtigt, wohl aber die Zu- und Abfahrt vom Terminal.

Auch in Hamburg kam es zu Zwischenfällen: Gut 400 Menschen zogen am Samstagabend unter anderem zum türkischen Generalkonsulat, wie ein Polizeisprecher am Sonntag erklärte. Dort warfen Teilnehmer demnach Steine gegen die Fassade, die kleinere Schäden verursachten. In Berlin und Kiel protestierten jeweils ebenfalls mehrere hundert Menschen. Auch in Saarbrücken und Kaiserslautern gab es in der Nacht auf Sonntag friedliche Proteste.

Europaweite Proteste

Zeitgleich fanden Demonstrationen auch in anderen europäischen Städten statt. Im englischen Manchester stürmten Demonstranten Zuggleise und blockierten so den Nahverkehr. Der zentrale Piccadilly-Bahnhof wurde zeitweise geschlossen, wie ein Polizeisprecher mitteilte.

In London kam der Zugbetrieb am Bahnhof King's Cross wegen der Proteste zum Erliegen, wie das Unternehmen Virgin Trains mitteilte. Auf Bildern örtlicher Medien waren in Manchester Menschen zu sehen mit Flaggen der Kurdenmiliz YPG und mit Porträts des Chefs der verbotenen Kurdenpartei PKK, Abdullah Öcalan.

Festnahmen nach Brandanschlägen

Unklar war zunächst, ob es einen Zusammenhang zu einer Reihe von Brandanschlägen auf zwei Moscheen, einen deutsch-türkischen Verein und einen türkischen Gemüseladen gab. Am frühen Sonntagmorgen hatten Unbekannte fast zeitgleich Brandsätze in eine Berliner Ditib-Moschee und an ein Gebäude des deutsch-türkischen Freundschaftsvereins im nordrhein-westfälischen Meschede geworfen.

Dort nahm die Polizei am Nachmittag drei Tatverdächtige aus Meschede zwischen 26 und 30 Jahren fest. In Itzehoe in Schleswig-Holstein schlugen Unbekannte die Fenster einer Moschee ein und legten ein Feuer in einem türkischen Gemüseladen. Bereits am Freitag hatte es einen Brandanschlag auf eine Moschee in Lauffen nahe Heilbronn (Baden-Württemberg) gegeben.

Videos im Internet

Auf einer kurdischen Website, die zu Aktionen gegen die türkische Offensive in Afrin aufruft, wurden Videos geteilt, die angeblich die Anschläge in Meschede und Lauffen zeigen. Es handle sich um eine Aktion kurdischer Jugendlicher, hieß es dort. In Berlin sagte ein Polizeisprecher: "Nach derzeitigen Erkenntnissen wird von einer politisch motivierten Straftat ausgegangen." Ditib sprach vom deutschlandweit 18. Anschlag auf eine Moschee innerhalb von zwei Monaten.

Die türkischen Streitkräfte hatten am 20. Jänner eine Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordwestsyrien gestartet. Inzwischen sollen sie sich der schwer umkämpften Stadt Afrin bis auf wenige hundert Meter genähert haben. (APA, dpa, 11.3.2018)