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Geht es nach einer EU-Expertengruppe, sollen Facebook & Co keine Werbegelder mehr an Produzenten von Fake News auszahlen.

Foto: Reuters / DADO RUVIC

Brüssel – Die von der EU-Kommission eingesetzte Expertengruppe zum Thema Fake-News hat am Montag ihren Endbericht präsentiert. Die 39-köpfige Gruppe spricht sich darin für einen Grundsatzkatalog aus, dem sich Plattformen und soziale Medien freiwillig verpflichten sollen.

"Die Bürger Europas müssen in der Lage sein, fundierte Entscheidungen zu treffen. Egal, ob es um die Schule des eigenen Kindes, Finanz- oder Wahlentscheidungen geht", sagte Madeleine de Cock Buning und hob die Wichtigkeit vertrauenswürdiger Informationsquellen hervor. Die niederländische Wissenschafterin ist die Vorsitzende der Expertengruppe.

Netzwerke sollen vertrauenswürdige Inhalte hervorheben

Die Gruppe aus Wissenschaftern, Chefredakteuren und Vertretern von NGOs und Internetriesen raten, den Begriff "Fake-News" zu vermeiden und stattdessen von Desinformation zu sprechen. Diese wird definiert als falsche, fehlerhafte oder irreführende Information mit dem Ziel, der Öffentlichkeit zu schaden oder Profit zu machen.

Die Runde fordert Plattformen dazu auf, vertrauenswürdige Inhalte besser zu kennzeichnen und zu verhindern, dass Werbegeld an die Produzenten von Falschinformationen fließt. Sie sollen zudem transparenter werden und ihre Algorithmen offenlegen.

Förderungen für Fact-Checking-Tools

Öffentliche Förderungen wünscht sich die Runde für die Entwicklung von Tools, mit denen Journalisten und Leser Falschinformationen erkennen können. Zudem drängen die Experten darauf, die Vielfalt von Nachrichtenmedien in Europa langfristig zu erhalten.

Die Experten plädieren auch für mehr Forschung in diesem Bereich im Bereich der Falschinformation. Sie fordern ein internationales Netzwerk für unabhängige Forschungszentren, die sich mit Desinformation beschäftigen.

Keine "simplen Lösungen"

Die Gruppe rät ausdrücklich von "simplen Lösungen" ab und will den direkten staatlichen Einfluss auf Medien geringhalten. "Zensur muss um jeden Preis vermieden werden", sagte de Cock Buning am Montag. Stattdessen soll ein Bündnis möglichst vieler Interessenträger sicherstellen, dass die vereinbarten Maßnahmen umgesetzt, überwacht und regelmäßig überprüft werden.

Einen anderen Weg will der französische Präsident Emmanuel Macron gehen. Er hatte im Jänner ein Gesetz gegen Fake-News angekündigt, das Frankreich vor "illiberalen Versuchungen" aus dem Ausland schützen soll. Nach dem Vorhaben des Staatschefs soll die Justiz gegen Falschinformationen vorgehen – notfalls auch im Schnellverfahren.

83 Prozent sehen Bedrohung für Demokratie

Die Verbreitung von Halbwahrheiten und gezielten Falschmeldungen im Internet sorgt laut dem ebenfalls am Montag veröffentlichten Eurobarometer zufolge viele Europäer. So sagten 83 Prozent der rund 26.000 Teilnehmer, das Phänomen sei eine Bedrohung für die Demokratie. Traditionelle Medien gelten demnach als relativ glaubwürdige Nachrichtenquellen: Im Eurobarometer nannten 70 Prozent das Radio, 66 Prozent Fernsehen und 63 Prozent Printmedien, während reine Onlinequellen nur bei 26 bis 27 Prozent der Befragten Vertrauen genossen.

37 Prozent gaben an, fast täglich mit Falschinformation konfrontiert zu sein. Sieben von zehn Befragten sind sich "sehr sicher" oder "sicher", Fake-News von echten Nachrichten unterscheiden zu können. (red, APA, dpa, 12.3.2018)