Xaver Schlager steht vor seinem Debüt im A-Team der Fußballnationalmannschaft.

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Wien – Teamchef Franco Foda hat ein Problem. Mitleid ist keines angebracht, er heischt auch nicht danach, sagt lediglich: "Wir haben die Qual der Wahl." Der 51-Jährige schätzt die Zahl jener Fußballer, die in der Lage sind, für die österreichische Nationalmannschaft Nützliches zu leisten, auf rund 50. Das ist ein nicht zu unterschätzender Luxus. "Der Pool ist groß." 24 hat er für die nächsten Länderspiele einberufen, am 23. März wird in Klagenfurt gegen Slowenien getestet, vier Tage später in Luxemburg. "Das sind zwei gute Mannschaften." Da er als Ziel zwei Siege ausgibt, sollte Österreich dann doch besser sein. "Wir wollen Mentalität zeigen."

Was für Schlager und Zulj spricht

Leistung zahlt sich bei Foda aus, das unterscheidet ihn nicht von Vorgänger Marcel Koller. "Wer über einen längeren Zeitraum gut ist, wird belohnt, bekommt eine Chance." Folglich sind Xaver Schlager von Red Bull Salzburg und Peter Zulj von Sturm Graz zum ersten Mal dabei. Am 20-jährigen Schlager schätzt Foda dessen Vielseitigkeit und Spielintelligenz. "Ich liebe Spieler, die man auf mehreren Positionen einsetzen kann." Das letzte Bewerbungsschreiben verfasste Schlager beim 2:1 in der Europa League in Dortmund. Er agierte auf der Sechs, auf der Acht, links im defensiven Mittelfeld, verwirrte die komplette Borussia.

Den 24-jährigen Zulj kennt Foda noch aus Graz, er wurde im Sommer engagiert, es gab damals durchaus kritische Stimmen. "Er galt als schwieriger Spieler, als schwieriger Typ. Aber für mich gibt es keinen schwierigen Spieler. Er ist klar, er weiß, worum es geht." Zulj wurde dreimal von seinem Ex-Trainer beobachtet. "Und er war dreimal der beste Mann auf dem Platz."

Alabas Position bleibt offen

David Alaba, Martin Hinteregger, Sebastian Prödl und Stefan Ilsanker hatten Fodas Premiere im November (2:1 gegen Uruguay) verletzungsbedingt verpasst, diesmal sind sie fit und willkommen. Maximilian Wöber war bei der U21, jetzt ist er Teil des erlauchten Kreises. Einziger Ausfall: Kevin Danso.

In der Kaderliste wird Alaba sowohl als Verteidiger als auch im Mittelfeld geführt, Foda entscheidet über die Position spontan oder auch nach reiflicher Überlegung. In Klagenfurt wird ab Montag vor allem im technisch-taktischen Bereich gearbeitet. Künftige Gegner sollen überrascht sein, Wechsel von Vierer- auf Dreierkette während einer Partie sind vorgesehen, aggressives Pressing und dann wieder tief stehen werden ins Repertoire aufgenommen.

Foda hat ungefähr 50 Matches besucht. Am Samstag war er in London, schaute West Ham United gegen Burnley. Das Interesse galt in erster Linie nicht Marko Arnautovic, der Fokus war auf Ashley Barnes gerichtet, der eine österreichische Großmutter hat. Der 28-Jährige überzeugte, erzielte ein Tor, war an sämtlichen sinnvollen Offensivaktionen von Burnley beteiligt. Arnautovic verlor 0:3, die Partie musste mehrmals unterbrochen werden, wütende West-Ham-Fans stürmten den Platz. Das wollte Foda eigentlich nicht sehen. Ad Barnes: "Er hat Qualität, ist interessant. Es sind noch einige Dinge zu klären, die nächsten Schritte werden gesetzt."

Brasilien könnte kommen

Der ÖFB arbeitet derweil an einem anderen Coup. Es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass Brasilien am 10. Juni nach Wien kommt, um für die WM in Russland die Generalprobe zu bestreiten. Es gibt jedenfalls intensive Verhandlungen, die Südamerikaner sollen nicht abgeneigt sein. Russland am 30. Mai in Innsbruck und Weltmeister Deutschland am 2. Juni in Klagenfurt sind längst besiegelt.

Foda wird am Donnerstag Salzburg gegen Dortmund im ausverkauften Stadion beehren, der Deutsche drückt selbstverständlich den Österreichern die Daumen. Sein Luxusproblem könnte sich ausweiten, Salzburgs Hannes Wolf und Sturms Dario Maresic klopfen bereits laut an die Tür. Marc Janko hat immerhin ein stilles Platzerl auf der Abrufliste. (Christian Hackl, 13.3.2018)

Der ÖFB-Kader

Tor
Markus Kuster (Mattersburg, 0 Länderspiele)
Heinz Lindner (Grasshoppers, 16)
Jörg Siebenhandl (Sturm Graz, 0)

Abwehr
Moritz Bauer (Stoke, 4/0 Tore)
Aleksandar Dragovic (Leicester, 61/1)
Martin Hinteregger (Augsburg, 27/2)
Stefan Lainer (Salzburg, 3/0)
Sebastian Prödl (Watford, 64/4)
Andreas Ulmer (Salzburg, 4/0)
Maximilian Wöber (Ajax Amsterdam, 2/0)

Mittelfeld
David Alaba (Bayern München, 59/11)
Julian Baumgartlinger (Leverkusen, 59/1)
Florian Grillitsch (Hoffenheim, 5/0)
Stefan Ilsanker (Leipzig, 26/0)
Florian Kainz (Werder Bremen, 6/0)
Valentino Lazaro (Hertha BSC, 11/0)
Marcel Sabitzer (Leipzig, 29/5)
Louis Schaub (Rapid, 6/4)
Xaver Schlager (Salzburg, 0)
Alessandro Schöpf (Schalke, 13/2)
Peter Zulj (Sturm Graz, 0)

Angriff
Marko Arnautovic (West Ham, 67/16)
Guido Burgstaller (Schalke, 14/1)
Michael Gregoritsch (Augsburg, 5/0)

Auf Abruf
Pavao Pervan (LASK, 0)
Richard Strebinger (Rapid, 0)
Deni Alar (Sturm Graz, 1/0)
Stefan Hierländer (Sturm Graz, 0)
Raphael Holzhauser (Austria, 0)
Marc Janko (Lugano, 66/28)
Florian Klein (Austria, 45/0)
Konrad Laimer (Leipzig, 0)
Philipp Lienhart (Freiburg, 0)
Dario Maresic (Sturm Graz, 0)
Thorsten Röcher (Sturm Graz, 0)
Philipp Schobesberger (Rapid, 1/0)
Tarkan Serbest (Austria, 0)
Kevin Wimmer (Stoke, 8/0)
Hannes Wolf (Salzburg, 0)
Dominik Wydra (Erzgebirge Aue, 0)