Friseurlehrlinge sind mit der Qualität ihrer Ausbildung wenig zufrieden.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Lehrlinge am Bau, in Banken und in der IT bewerteten die Ausbildungsqualität ihres Lehrberufs am besten. Am schlechtesten benotet wird unter anderem die Lehre im Einzelhandel, in Restaurants und in Apotheken. Das geht aus einer Online-Umfrage unter 6.024 Lehrlingen des Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) im Auftrag der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft hervor.

Für den zweiten "Österreichischen Lehrlingsmonitor" wurden Lehrlinge im letzten Lehrjahr befragt. Das ÖIBF führte die Umfrage zwischen November 2016 und Mai 2017 durch. Die Ergebnisse wurden nach Lehrberufen gewichtet, Detailaussagen gibt es zu 31 Lehrberufen.

Die Lehrberufe, in denen die Ausbildungsqualität am besten bewertet wurde, sind demnach: Bankkaufmann/-frau, Speditionskaufmann/-frau, Maurer, Zimmerer, Steuerassistenz, Informationstechnologie, Karosseriebautechnik, Versicherungskaufmann/-frau sowie Metalltechnik und Verwaltungsassistenz.

Schlechte Bewertungen

Am schlechtesten bewertet wurde die Ausbildungsqualität in diesen Lehrberufen: Friseur und Perückenmacher, Restaurantfachmann/-frau, Elektrotechnik, Einzelhandel, Maler und Beschichtungstechniker, Kfz-Technik, Pharmazeutisch-kaufmännische Assistenz, Tischler, Konditor und Hotel- und Gastgewerbeassistent sowie Bäcker.

Bei der Umfrage gaben 29 Prozent der Lehrlinge an, (sehr) häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben zu müssen. An gemeinsame Projekte zwischen Lehrbetrieben und Schulen konnte sich nur knapp ein Fünftel der Befragten erinnern. 58 Prozent gaben an, bei der Vorbereitung zur Lehrabschlussprüfung vom Lehrbetrieb unterstützt zu werden. Bei knapp der Hälfte habe der Lehrlingsausbilder mit ihnen über die Anforderungen der Lehrabschlussprüfung gesprochen. GPA-djp-Jugendvorsitzende Susanne Hofer verwies darauf, dass 17,5 Prozent der Lehrlinge die Lehrabschlussprüfung beim ersten Antritt nicht schaffen und 4,2 Prozent gar nicht zur Prüfung antreten. Bei der Integration der Lehrabschlussprüfung in die Lehrausbildung gebe es deshalb dringenden Handlungsbedarf.

Unfreiwillige Überstunden

36 Prozent der befragten unter 18-Jährigen gaben an, Überstunden zu leisten, mehr als ein Drittel davon unfreiwillig. Der Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), Sascha Ernszt, erinnerte daran, dass für jugendliche Lehrlinge besondere arbeits- und sozialrechtliche Bestimmungen gelten und Überstunden für unter 18-Jährige verboten sind.

In einigen Bereichen der betrieblichen Lehrlingsausbildung gebe es Handlungsbedarf, um das heimische Modell zukunftsfit zu machen, sagten ÖGB-Chef Erich Foglar und Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske bei der Präsentation des Lehrlingsmonitors. Das betreffe vor allem die Ausbildungsqualität, arbeits- und sozialrechtliche Fragen und das Arbeitsklima. Foglar und Kaske warnten vor den geplanten Budgetkürzungen beim AMS und bei der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung. Rund 23.000 Personen seien zuletzt auf Lehrstellensuche, in AMS-Schulungen oder in überbetrieblichen Lehrwerkstätten gewesen.

ÖGB-Chef und Arbeiterkammer-Präsident forderten die Regierung und die Betriebe auf die Qualität der Lehrlingsausbildung zu verbessern und nicht nur eine Imagekampagne zu machen. Als positives Beispiel führte Kaske die Baubranche an, die deutliche Verbesserungen bei Lehrausbildung und -Entschädigung geschaffen habe und nun über "einen guten Ruf" verfüge. Im Gegensatz dazu, werde in der Gastronomie und Hotellerie der Fachkräftemangel beklagt und im vierten Lehrjahr nur eine Lehrlingsentschädigung von 1.000 Euro brutto bezahlt. (APA, 13.3.2018)