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Mit "The Handmaid's Tale" produzierte Hulu einen der erfolgreichsten Serienhits 2017

Foto: AP/Kraychik

Dass der Golden Globe für die beste Fernsehserie ("The Handmaid's Tale") heuer an einen Streaming-Dienst statt an einen klassischen Fernsehsender ging, war keine große Überraschung. Immerhin hatte Netflix diese Barriere schon 2014 mit "House of Cards" durchbrochen. Die größere Sensation war vielmehr, dass eben nicht Netflix selbst einen weiteren Golden Globe abstaubte, sondern der viel kleinere Konkurrent "Hulu". Dieser hat sich in den vergangenen Monaten zu einem ernsten Konkurrenz für Netflix und Amazon Video gemausert – und noch große Pläne.

Seit elf Jahren aktiv

Dabei ist der Senkrechtstarter unter den Streaming-Diensten eigentlich ein alter Hase. Schon 2007 wurde das Unternehmen gegründet; dessen Name auf Mandarin "interaktive Aufnahme" bedeutet. Hulu begann, ältere erfolgreiche Fernsehserien mit Werbeunterbrechungen im Netz bereitzustellen. Zu den Investoren gehörten Disney, 21st Century Fox, Comcast (NBC) und Time Warner; die Inhalte ihrer Fernsehsender freigaben. 2010 begann Hulu dann, kostenpflichtige Abos anzubieten. Mittlerweile hält der Sender bei 17 Millionen Kunden, die zwölf Dollar für werbefreie Nutzung zahlen.

Erfolgreiche Produktionen

Zwar hatte Hulu schon 2012 erste eigenproduzierte Sendungen im Angebot, große Initiativen in diese Richtung fingen aber erst 2016 an. Den Startschuss lieferte "The Path", eine Serie rund um eine religiöse Sekte. Außerdem produzierte Hulu eine Miniserie, die auf Stephen Kings "11.22.63" basiert.

Hulu

2017 folgte mit "The Handmaid's Tale" dann der Durchbruch. Die Serie, die auf einem Buch von Margaret Atwood fußt, gilt als eine der besten Shows des vergangenen Jahres. Sie wurde mit Preisen überhäuft, die zweite Staffel wird mit Spannung erwartet.

Hulu

Zurzeit sorgt "The Looming Tower", das in "Homeland"-Manier die Ereignisse rund um die Terroranschläge des 11. September 2001 zeigt, für Furore.

Ambitionierte Projekte

In dieser Tonart soll es weitergehen. Zu den ambitionierten Projekten, die momentan in Planung sind, gehört etwa ein weiteres Stephen King-Projekt ("Castle Rock"), eine Serie zum Klassiker "Catch-22", sowie eine Comedy-Serie basierend auf dem Film "Vier Hochzeiten und ein Todesfall". "House of Cards"-Macher Beau Willimon produziert eine Weltraum-Saga mit Sean Penn ("The First"), die noch heuer Premiere feiert. Mit "Throne of Glass", einer Fantasy-Serie für Jugendliche, könnte Hulu ein weiteres Ass im Ärmel haben.

Hulu

In Europa nicht verfügbar

Da einige Prestigeprojekte von Netflix und Amazon floppten, kann Hulu momentan punkten. Nutzer in Europa haben davon allerdings nur auf Umwegen etwas. Die Rechte für die meisten Hulu-Serien hat sich hierzulande Amazon geschnappt, "The Handmaid's Tale" lief exklusiv auf dem Streaming-Dienst der Deutschen Telekom.

Zwar gab es immer wieder Gerüchte über eine internationale Expansion von "Hulu", momentan dürfte diese aber noch in ferner Zukunft liegen. Der Service war lange Zeit nicht einmal in Kanada aktiv, sondern nur in den USA und Japan. Eine rechtliche Grauzone stellt die Nutzung von VPN-Diensten dar, um sich quasi virtuell in die USA zu "beamen". Für eine Anmeldung bei Hulu ist jedoch eine US-amerikanische Kreditkarte nötig; ausweichen können Nutzer hier, indem sie Hulu-Wertgutscheine bestellen und mit diesen bezahlen.

Disnyes Pläne

Die Zukunft des Dienstes steht jedoch in den Sternen, da Disney plant, Teile von 21st Century Fox zu übernehmen. Das würde für Hulu bedeuten, dass Disney dann sechzig Prozent der Anteile hält. Da Disney selbst einen Streaming-Dienst plant, wird spekuliert, dass Hulu oder Teile davon mit diesem verschmelzen könnten. Ob es der Disney-Dienst, der 2019 starten soll, selbst rasch nach Europa schafft, ist allerdings ebenso ungewiss. (fsc, 18.3.2018)