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Aldo Moro, Premier von 1963 bis 1968, wurde 55 Tage nach seiner Entführung in Rom ermordet in einem Auto aufgefunden.

Foto: AP/Gianni Giansanti

Rom – Italien gedenkt am Freitag des vor 40 Jahren von der linksextremistischen Terrorgruppe "Rote Brigaden" entführten und nach zwei Monaten Gefangenschaft ermordeten Spitzenpolitikers der "Democrazia Cristiana" (DC), Aldo Moro. Eine Gedenkzeremonie ist in der Via Fani geplant, wo Moro am 16. März 1978 entführt und fünf seiner Leibwächter erschossen wurden.

Ein Kommando aus elf Personen folgte am 16. März 1978 dem Dienstfahrzeug des italienischen Politikers auf dem Weg zum Parlament in Rom und stoppte es in der Via Fani. Fünf Männer der Eskorte Moros wurden kaltblütig erschossen. Den DC-Parteichef selbst zerrten die Verbrecher aus dem Auto, um ihn in ein "Volksgefängnis" zu bringen, zu "verhören" und zu "verurteilen". 55 Tage nach dem Überfall fand man den fünfmaligen Regierungschef nach einem anonymen Anruf in einem Kleinwagen in der römischen Innenstadt tot auf.

Premier von 1963 bis 1968

Moro war von 1963 bis 1968 italienischer Ministerpräsident. Vor der Bluttat der Roten Brigaden hatte der Christdemokrat im Parlament den sogenannten "Historischen Kompromiss" vermittelt, ein Abkommen zur Zusammenarbeit der Kommunisten und der regierenden Parteien. Die Vereinbarung machte Moro zum Ziel der Terroristen, die sich gegen diesen Kompromiss wehrten.

Auch den USA war Moros Linie ein Dorn im Auge. Im Kalten Krieg sah Washington seine strategischen Interessen durch eine mögliche Regierungsbeteiligung der KP in dem NATO-Land Italien gefährdet. Moros Mord bleibt heute noch ein großes Rätsel der italienischen Nachkriegsgeschichte. Wie die italienischen Justizbehörden zugeben mussten, gibt es immer noch mehrere unklare Punkte bezüglich der Entführung.

Moros Mord bildete den Höhepunkt der "bleiernen Jahre", wie die politische Terrorwelle zwischen den 70- er und 80-er Jahren in Italien genannt wird. Vier Prozesse wurden gegen die Mitglieder der Terrorgruppe geführt, die Moro in einer Wohnung in Rom gefangen hielten. Neun beteiligte Terroristen wurden bis 1981 verhaftet und zu langjährigen oder lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Sie sind zum Teil wieder in Freiheit.

Die Roten Brigaden verübten in den 70er und 80er Jahren in Italien zahlreiche Terroranschläge. Nach Aldo Moro ermordeten sie in Italien noch circa 350 Menschen. Negatives Rekordjahr war 1980 mit 138 Toten. Ende der 90er Jahre bildeten sich neue linksextremistische Zellen, die die "bewaffnete Revolte" gegen den italienischen Staat fortsetzen wollen und sich gegen Reformen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts stemmen. Von den "Neuen Roten Brigaden" wurden im Jahr 1999 und 2002 die Arbeitsrechtsexperten Marco Biagi und Massimo D'Antona erschossen. (APA, 14.3.2018)