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Zu schnell für menschliche Akteure: Vollautomatischer Hochfrequenzhandel an den Börsen durch Geldroboter steht vielerorts in der Kritik.

Foto: AP Photo/Ahn Young-joon

Wien – Für sogenannte Algotrader oder Hochfrequenzhändler war 2017 kein allzu gutes Jahr. Denn sie haben völlig andere Interessen als normale Anleger. Zu geradlinig ging es an den Aktienmärkten nach oben, kaum Verwerfungen waren an den Finanzmärkten auszumachen, von denen sie überdurchschnittlich profitieren hätten können. Sie nutzen Computerprogramme und blitzschnelle Leitungen zu den Börsenbetreibern, um geringste Zeitvorteile dazu zu nutzen, selbstständig in Sekundenbruchteilen an den Märkten zu kaufen und zumeist sofort wieder zu veräußern.

Viele kleine Transaktionen mit geringen Gewinnen summieren sich so zum Reibach für die Algotrader – und das funktioniert am ertragreichsten, wenn es an den Börsen kräftig rumpelt. Entsprechend dünn sind die Erträge dieser auch als Geldroboter bezeichneten Anlagevehikel im Vorjahr ausgefallen, wie die Finanzberichte der börsennotierten Vertreter offenbaren. Einer davon ist die US-Firma Virtu Financial, ein weiterer die niederländische Flow Traders, die im Vorjahr etwa einen Ertragseinbruch um mehr als die Hälfte auf knapp 40 Millionen Euro verzeichnete. Doch heuer zeichnet sich dank der kräftigen Korrektur der Wall Street im Februar eine Trendwende ab.

Zeitgleich mit dem Volatilitätsindex VIX, der auch als Angstbarometer der Aktienanleger gilt, machte die Aktie einen Satz nach oben – was das Papier auch für Privatanleger als Depotbeimischung interessant macht. Denn durch die Flow-Traders-Aktie konnten etwa die Kursverluste des US-Aktienmarkts gemessen am Dow Jones, der von seinem Rekordhoch binnen weniger Tage um mehr als zehn Prozent absackte, merklich geglättet werden. Das Papier des Geldroboters aus den Niederlanden schoss in demselben Zeitraum nämlich um mehr als 50 Prozent nach oben.

Somit stellt das Geschäftsmodell dieser Unternehmen gewissermaßen eine Art Absicherung gegen Tumulte am Gesamtmarkt dar. In normalen Börsenphasen wie dem Vorjahr sollte man sich jedoch keine überdurchschnittlichen Renditen von Algotradern erwarten.

Kritik an Algotradern

Derartige Geldroboter stehen auch vielerorts in der Kritik: Sie würden die Finanzmärkte destabilisieren und ihre Erträge auf Kosten anderer Marktteilnehmer wie Pensionskassen, Fondsanbieter oder auch Privatanleger erzielen, lauten jene Kritikpunkte, die etwa der Linzer Autor und frühere Europaabgeordnete Martin Ehrenhauser generell gegen Hochfrequenzhändler anführt. Darüber hinaus sollen diese Algotrader einen Beitrag zum sogenannten Flash Crash am 6. Mai 2010 geleistet haben, als die Kurse an der Wall Street ohne offensichtlichen Auslöser plötzlich verrückt spielten – bevor sich die Lage ebenso rasch wieder beruhigte.

Algotrader wie Flow Financial verstehen sich selbst als sogenannte Liquidity Provider, die durch ihre zahlreichen Kauf- und Verkaufsaufträge einen flüssigen Handel an den Märkten ermöglichen würden. Dessen ungeachtet regt sich Widerstand gegenüber ihren Geschäftsmodellen, obwohl bisher alle Bemühungen, ihr buntes Treiben einzuschränken, im Großen und Ganzen erfolglos geblieben sind. Wer sich für solche Aktien erwärmen kann, sollte freilich bedenken, dass sich das in Zukunft ändern kann. (Alexander Hahn, 17.3.2018)