Es war in den 1970er-Jahren, als Marcella Polini-Hazan – mehr aus Zufall – die Küche und das Flair Italiens in den USA populär machte. Als sie 1956 der Liebe wegen nach New York auswanderte, hatte sie zuvor nämlich selten gekocht. Sie war, wie in Italien üblich, bisher von den Kochkünsten von Mama und Oma verwöhnt worden. Was das Essen anlangte, war New York ernüchternd: Es gab keine Märkte oder kleinen Geschäfte mit buntem, frischem Obst und Gemüse, keine Fischer am Hafen, die Branzino, Seeteufel oder Thunfisch für die Käufer ausluden. Es gab Supermärkte und Tiefgefrorenes.

Foto: Alessandra Dorigato

Zum Glück ein Talisman

Um nicht zu verhungern, besorgte sich Marcella einen Kochbuchklassiker aus der Heimat: "Il talismano della felicità" von Ada Boni. Auch die Erinnerungen an die Gerichte ihrer Kindheit halfen ihr, und so gelangen Marcella Tagliatelle oder Lasagne immer besser. Um ihre Technik zu verfeinern, meldete sie sich für einen Kochkurs an. Als dieser kurzfristig abgesagt wurde, fragten die anderen Teilnehmer, ob sie den Kurs übernehmen könnte – der Beginn eines Erfolges. 1973 erschien dann das erste Kochbuch: "The Classic Italian Cook Book". 

Das Rezept des Brathuhns mit Zitronen hat meine Mutter Ende der 70er-Jahre aus einer italienischen Zeitschrift gerissen, die über Marcella Hazan berichtete. Ich bewahre es aus Nostalgie auf, denn das simple Rezept merkt man sich eigentlich sofort.

Foto: Alessandra Dorigato

Zutaten

  • 1 Brathuhn (circa 1,8 kg)
  • Salz 
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 2 kleine, unbehandelte Zitronen
Foto: Alessandra Dorigato

Zubereitung

Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Das Huhn innen und außen mit kaltem Wasser abspülen. Fettpolster an der Bauchhöhle wegschneiden. Das Huhn zehn Minuten auf einen schräg gestellten Teller legen und abtropfen lassen. Mit Küchenrolle gründlich trocken tupfen. Das Huhn reichlich würzen: Salz und Pfeffer mit den Händen auf der Haut und in der Bauchhöhle verreiben.

Die Zitronen kalt abwaschen, trocknen und mit der flachen Hand kräftig auf der Arbeitsfläche hin und her rollen. Jede Zitrone mit einer Nadel vielfach anstechen. Die Zitronen in die Bauchhöhle des Huhns stecken, die Öffnung mit Nadel und Küchengarn verschließen. Die Schenkel an beiden Gelenkenden mit Küchengarn zusammenbinden, dabei nicht zu fest anziehen. Wenn die Geflügelhaut unbeschädigt ist, bläht sich das Huhn beim Braten auf: Das Küchengarn soll verhindern, dass sich die Schenkel nach außen ziehen und die Haut reißt.

Das Huhn mit der Brust nach unten ohne Fett in eine Bratform legen. Die Bratform in das obere Drittel des vorgeheizten Ofens stellen. Nach 30 Minuten das Huhn mit der Brust nach oben drehen. Das Huhn weitere 30 Minuten garen. Dann die Ofentemperatur auf 200 Grad erhöhen und noch circa 20 Minuten weiterbraten, bis die Haut knusprig gebräunt ist. Die Garzeit für kleinere Hühner reduzieren.

Die Zitronen bis zum Tranchieren im Huhn lassen. Der Saft, der sich in der Bauchhöhle angesammelt hat, schmeckt besonders köstlich. Übergießen Sie damit vor dem Servieren das in Scheiben geschnittene Fleisch.

Foto: Alessandra Dorigato

Tipp: Das Fleisch schmeckt auch kalt sehr gut. In diesem Fall mit etwas Bratensaft feucht halten und zimmerwarm essen.

Meine Mutter schrieb folgende Anmerkung auf das Rezept:
"Variation: 2 kleine ungespritzte Zitronen + 1 Zweig Rosmarin, 1 geschälte Knoblauchzehe + 1 Nuss Butter = Huhn bleibt saftig, wirkt aromatischer."

Begeistern Sie Ihre Liebsten mit diesem verführerischen AModoMio-Tiramisu.

Buon appetito! (Alessandra Dorigato, 20.3.2018)