Der blaue Dunst enthält 4.000 chemische Verbindungen. Davon gelten zumindest 70 als krebserregend.

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Einer Studie des Cancer Research UK, der European Respiratory Society, des Institut National du Cancer und des European Heart Networks zufolge sterben Jahr für Jahr mehr als 1.000 Menschen in Österreich am Passivrauchen: Unterschieden wird in Passivrauchen zuhause oder in Lokalen und Passivrauchen am Arbeitsplatz. Passivrauchen zuhause führte, so die Untersuchung, bei 865 Menschen in Österreich zum Tod. 180 Menschen verstarben durch Passivrauchen am Arbeitsplatz. Dazu zählten auch Beschäftigte in der Gastronomie.

Manfred Neuberger, Internist, Arbeits- und Umweltmediziner an der Med-Uni Wien betont, dass nichtrauchende Angestellte im Gastgewerbe bis zu 25 mal mehr Nikotin und bis zu 4,5 mal mehr tabakspezifische Karzinogene über den Harn ausscheiden als an ihren freien Tagen.

"Heute wissen wir, dass sich über 4.000 chemische Verbindungen im Zigarettenrauch finden, davon über 70 krebserregende Substanzen", sagt Peter Schenk, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie. Raucher inhalieren diese Substanzen im sogenannten Hauptstromrauch. Für das Passivrauchen ist der Nebenstromrauch entscheidend, der von der glimmenden Zigarette abgegeben wird.

Effektiver Nichtraucherschutz gefordert

"Die Tabakindustrie selbst hat schon in den 1980iger-Jahren mehr als 100 Studien zur Toxikologie des Nebenstromrauches in Auftrag gegeben. Dabei stellte sich heraus, dass der inhalierte Nebenstromrauch etwa viermal so toxisch ist wie der Hauptstromrauch. Das Nebenstromkondensat ist ungefähr dreimal so toxisch pro Gramm und zwei- bis sechsmal so tumorinduzierend beim Auftragen auf die Haut von Versuchstieren wie der Hauptstromrauch. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Tabakindustrie, dass keine dieser Studien veröffentlicht wurde", betont Alfred Lichtenschopf, ärztlicher Leiter des Rehazentrums Weyer in Oberösterreich.

Untersuchungen zufolge erhöht Passivrauchen das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, um etwa 20 Prozent. Das Risiko, an Asthma zu erkranken, wird verdoppelt. Das Schlaganfallrisiko erhöht sich durch Passivrauchen um 80 Prozent, das Risiko für eine koronare Herzkrankheit um 20 Prozent, für COPD um mehr als 30 Prozent.

"Es ist daher eine unabdingbare Forderung, alle Menschen vor den gefährlichen Folgen des Passivrauchens zu schützen. Dabei geht es keinesfalls um eine Verfolgung oder gar Kriminalisierung der Raucher. Aber es muss endlich einen effektiven und unzweifelhaften Schutz der Nichtraucher geben", sagt Lichtenschopf.

Was der Nichtraucherschutz bringt

"Dieser Schutz kann nur in einem Verbot des Rauchens am Arbeitsplatz und in öffentlichen Räumen, aber auch in Restaurants und Bars bestehen – Rauchverbot in Schulen ist aus dieser Sicht eine Selbstverständlichkeit. Räume mit virtueller Trennung von Raucher- und Nichtraucherarealen sind kein Schutz vor den Auswirkungen des Passivrauchens", ergänzt Peter Schenk.

Das Nichtraucherschutz wirkt, zeigte sich bereits in einigen europäischen Länder. So Finnland 1995, Irland 2004 und Italien 2005 das generelle Rauchverbot in der Gastronomie umgesetzt. Indem das generelles Rauchverbot eingeführt wurde, kam es auch zu keinen finanziellen Problemen für die Gastronomie. Innerhalb relativ kurzer Zeit konnten erste positive gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung beobachtet werden – etwa eine Reduktion von kardiovaskulären Problemen bis hin zum Herzinfarkt. (red, 19.3.2018)