Weil Kickl und Mahrer in einem Fadenkreuz zu sehen sind, ermittelt der Verfassungsschutz gegen den Urheber des Transparents.

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Der Verfassungsschutz hat Ermittlungen gegen Rapid-Anhänger aufgenommen, die am Samstag mit einem umstrittenen Plakat gegen ein drohendes Pyrotechnikverbot in Fußballstadien protestiert haben. Auf dem Transparent waren Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) und der ÖVP-Abgeordnete und ehemalige Vizepräsident der Wiener Polizei, Karl Mahrer, in einem Fadenkreuz zu sehen. Das wird von den Behörden als Aufruf zur Gewalt interpretiert.

Schon während des Spiels des SK Rapid gegen den WAC, bei dem das Transparent entrollt wurde, sollen deshalb mehr Einheiten in und um das Stadion zusammengezogen worden sein. Diese waren großteils vor dem Stadion und in Seitengassen rund um das Stadion postiert. Gerüchte, wonach die Sondereinheit Wega hinzugeordert wurde, bestätigt die Landespolizeidirektion Wien auf STANDARD-Anfrage nicht.

Keine Details

"Wir wissen, dass es einen Vorfall mit einem Plakat gegeben hat, wo der Innenminister drauf ist", sagt eine Polizeisprecherin. Der Verfassungsschutz konnte einen Täter ausforschen, dem das Delikt der "gefährlichen Drohung" vorgeworfen wird. Außerdem gibt es weitere Ermittlungen, allerdings wurden bisher keine anderen konkret Tatverdächtigen ausgeforscht.

Laut STANDARD-Recherchen stattete die Polizei noch am Sonntag einem Rapid-Fan einen Hausbesuch ab. Der Fan soll von drei Beamten des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) zu Hause besucht worden sein, wobei eine "freiwillige Begehung" der Wohnung und eine Befragung stattgefunden hätten. Eine Hausdurchsuchung mit richterlicher Genehmigung fand nicht statt. Der Verdächtige soll nach anderen Personen gefragt worden seien.

Protest gegen Pyrotechnik

Auslöser für das Plakat waren Pläne von Kickl und Mahrer, ein vollständiges Pyrotechnikverbot in Stadien durchzusetzen. Momentan gibt es Ausnahmeregeln für bengalische Feuer, bei deren Anzünden behördliche Vorgaben eingehalten werden. Das soll der Vergangenheit angehören. Außerdem befürchtet die Fanszene, dass die vom FPÖ-geführten Innenministerium geplante berittene Polizei erstmals an Fußballfans ausprobiert werden wird.

Rechtsanwalt Nikolaus Rosenauer, der im Präsidium des SK Rapid sitzt, spricht davon, dass das Transparent "willkürlich missdeutet wird, wenn man darin etwas anderes als eine politische Meinungsäußerung" sehe. Er interpretiert das Banner dahingehend, dass die "politische Initiative zum Verbot der Pyrotechnik abgeschossen werden soll", aber es "nicht darum geht, dass man Kickl oder Mahrer an Leib und Leben rücken will".

Kritik gibt es auch vom Verein Rechtshilfe Rapid. Laut dessen Darstellung sollen Fanvertreter schon während des Spiels informiert worden sein, dass die Wega unterwegs sei, um das Transparent zu beschlagnahmen. Die Ermittlungen des Verfassungsschutzes seien "völlig unverhältnismäßig". (Fabian Schmid, Maria Sterkl, 20.3.2018)