Frauen in Saudi-Arabien sind oft verhüllt unterwegs. Kronprinz Mohammed bin Salman überrascht nun mit der Aussage, die Entscheidung darüber künftig "vollständig" den Frauen überlassen zu wollen – sofern es sich um "dezente und respektvolle Kleidung" handle.

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Riad – Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) will Frauen keine Verhüllung von Kopf und Gesicht und keine langen schwarzen Roben (Abaya) mehr vorschreiben. Die Gesetze auch des islamischen Scharia-Rechts seien in der Frage sehr klar, sagte MbS dem Sender CBS in einer Ausstrahlung vom Sonntagabend: "Frauen sollen dezente und respektvolle Kleidung tragen, ebenso wie Männer."

Das setze nicht unbedingt eine schwarze Abaya oder eine schwarze Kopfverhüllung voraus. "Die Entscheidung, welche dezente und respektvolle Kleidung sie tragen wollen, liegt vollständig bei den Frauen."

Keine schriftlichen Bestimmungen

Es war zunächst unklar, ob die Worte des Kronprinzen eine Änderung für die Kleiderordnung im Königreich bedeuten. Es gibt dazu keine schriftlichen Bestimmungen. Polizei und Behörden gingen aber gegen Frauen ohne Abaya und in vielen Fällen auch ohne Verhüllung von Gesicht und Haaren vor.

König Salman hatte seinen Sohn Mohammed Mitte 2017 zum Kronprinzen und damit zu seinem designierten Nachfolger ernannt. In den vergangenen Monaten hat er mit mehreren Entscheidungen für Aufsehen gesorgt: So dürfen Frauen künftig in dem streng islamisch-konservativen Königreich Auto fahren und Sportstadien besuchen.

Im November waren zudem dutzende Prinzen und andere führende Persönlichkeiten unter Korruptionsverdacht festgenommen worden, Ende Jänner wurde die "Kampagne gegen Korruption" offiziell für beendet erklärt. Beobachter sahen in der Verhaftungswelle den Versuch des Kronprinzen, seine Macht abzusichern. (APA, red, 19.3.2018)