Wien – Der Plan der türkis-blauen Regierung, das Gastro-Rauchverbot zu kippen, wird auch mit negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Gastronomie begründet. Doch das ist laut dem Institut für Höhere Studien (IHS) eine falsche Annahme. Darauf deutet eine Übersicht über die wissenschaftlichen Daten auf internationaler Ebene hin, welche das IHS im Auftrag der niederösterreichischen Gebietskrankenkasse erstellt hat.

200 Studien aus 16 Ländern

"In Österreich wird erheblich mehr geraucht als im EU-Durchschnitt. In der Debatte um den Nichtraucherschutz wird gerne das Argument des drohenden 'Wirtesterbens' ins Treffen geführt", stellten die Experten um den Gesundheitsökonomen Thomas Czypionka fest. Daher hätte man eine Übersicht zur internationalen Studienlage erstellt. "Dabei wurden sowohl vorhandene Übersichtsarbeiten als auch Studien aus einzelnen Ländern ausgewertet und das Wissen aus über 200 Einzelstudien aus 16 verschiedenen Ländern zusammengetragen. Es zeigten sich in der ganz überwiegenden Zahl der Studien keine Umsatzeinbußen, teilweise sogar Umsatzsteigerungen", heißt es in einer Aussendung. Czypionka sagte gegenüber der APA: "Aus den meisten Studien aus anderen Ländern lässt sich keine große Gefahr für die Gastronomie ablesen."

Der weit überwiegende Teil der internationalen Evidenz deute darauf hin, dass Rauchverbote keine negativen wirtschaftlichen Auswirkungen für die Gastronomie mit sich bringen. Eine bereits 2014 publizierte internationale Übersichtsarbeit hätte beispielsweise in 88 Prozent der darin betrachteten Einzelstudien keine oder positive Effekte eines Gastro-Rauchverbotes festgestellt. Eine ähnliche "Reviewstudie" aus dem Jahr 2008 hätte darauf hingewiesen, dass wissenschaftliche Untersuchungen, welche negative wirtschaftliche Auswirkungen von Gastro-Rauchverboten erbracht hätten, einfach von deutlich schlechterer wissenschaftliche Qualität gewesen seien und "größtenteils von der Tabakindustrie (mit-)finanziert" waren.

Bars: Kurzfristige Rückgänge beim Umsatz

Teilweise differenzierte Effekte hätte es in Hinblick auf die Art des gastronomischen Betriebs gegeben. Im Durchschnitt seien die Auswirkungen von Rauchverboten in Restaurants vorteilhafter als in der Getränkegastronomie. In Bars und Pubs sei es vereinzelt zu kurzfristigen Rückgängen in Umsätzen bzw. Beschäftigung gekommen. Die Autoren der Übersichtsarbeit dazu: "Die acht in den Einzelstudien betrachteten Länder (USA, Belgien, Bayern/Deutschland, Irland, Italien, Norwegen, Tessin/Schweiz, Schottland/UK) unterscheiden sich sowohl bezüglich kultureller Charakteristika als auch bezüglich der klimatischen Bedingungen. Mit Ausnahme von Schottland, wo das Rauchverbot zu Umsatzrückgängen in Pubs führte, blieben negative Auswirkungen trotzdem in allen Ländern weitgehend aus."

Etwa 24 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 15 Jahre rauchen laut aktueller Gesundheitsbefragung der Statistik Austria täglich – im EU-Schnitt sind es laut Eurostat etwa 18 Prozent. Neben dem Anteil der Aktivraucher ist der Anteil der Passivraucher in Österreich vergleichsweise hoch. "Während im EU-Schnitt etwa 21 Prozent der Bevölkerung angeben, regelmäßig Tabakrauch in Innenräumen ausgesetzt zu sein, sind es in Österreich etwa 28 Prozent – beinahe ein Drittel davon sind Nichtraucher", führte das IHS an.

Keine nennenswerten Einbuße

Trotz der unterschiedlichen verwendeten Methoden, Datenquellen, betrachteten Zeiträume und Länder könne auf Basis der Recherche der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur festgehalten werden, dass der Großteil der empirischen Evidenz für ausbleibende oder gar positive Effekte von Rauchverboten auf die wirtschaftliche Situation gastronomischer Betriebe spreche. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle hätte es keine nennenswerten Einbußen gegeben.

"Auf Basis der internationalen Literatur lässt sich daher erwarten, dass durch ein generelles Rauchverbot kein wirtschaftlicher Schaden für die österreichische Gastronomie als Ganzes zu erwarten ist. Die Situation kleinerer Schankbetriebe müsste beobachtet, und es müssten gegebenenfalls unterstützende Maßnahmen abgeleitet werden. Demgegenüber stehen positive gesundheitliche Effekte, insbesondere auch für unbeteiligte Nichtraucher unter dem Personal und den Gästen der Betriebe", stellte das IHS fest. (APA, 20.3.2018)