Regelmäßig machen Frauenrechtlerinnen in Italien auf die Dimension der Gewalt gegen Frauen aufmerksam, wie hier in Rom. Große Demonstrationen gab es zuletzt am Internationalen Tag gegen Gewalt im November.

Foto: Sandra Nigischer

Rom – Zwei Gewaltdelikte sorgen für Bestürzung in Italien. Eine 31-jährige Mutter ist am Montag in Terzigno unweit von Neapel erschossen worden, kurz nachdem sie ihre neunjährige Tochter in die Schule gebracht hatte. Verdächtig ist ihr Ehemann, der in der ganzen Provinz Neapel gesucht wurde.

Der Mann soll einen Brief hinterlassen haben, in dem er ankündigt, sich an seiner Frau rächen zu wollen. Diese hatte ihn vor zwei Wochen verlassen und war mit der Tochter in die Wohnung ihres Vaters gezogen, nachdem ihr Mann sie wiederholt geschlagen hatte. Die Frau hatte ihn deswegen bereits angezeigt.

Gewalt durch Vertrauenspersonen

Am Sonntag war eine 20-Jährige in Canicattini Bagni in der sizilianischen Provinz Syrakus tot in einem Brunnen gefunden worden. Die Frau und Mutter von zwei Kindern war erstochen worden. Ihr 27-jähriger Lebensgefährte gestand die Tat und wurde ins Gefängnis von Syrakus eingeliefert. Der Täter soll die Frau mit mindestens sechs Messerstichen in den Hals und in die Brustgegend getötet haben. Danach habe er versucht, die Leiche zu verstecken. Der Mörder habe in Eifersucht gehandelt, berichteten die Ermittler.

113 Frauen sind 2017 von Ehemännern, Lebenspartnern oder einer anderen männlichen Vertrauensperson ermordet worden. 2016 waren es noch 115 und 2015 gar 120, geht aus einem Bericht des Verbands SOS Stalking hervor.

Die Spitze eines Eisbergs

Der Verband drängt auf einschneidende Kampagnen zur Bekämpfung von Gewalt in der Familie. Frauenmorde seien nur die Spitze eines Eisbergs. 80 Prozent der Frauen, die in der Familie Gewalt erleben, würden sich nicht an die Polizei wenden. Dies sei vor allem auf Misstrauen gegenüber den Behörden zurückzuführen. (APA, 20.3.2018)