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Durch den Einsatz eines Roboters anstelle der biologischen Mutter soll die Entwicklung eines Verhaltensmodells beschleunigt werden.

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Es ist ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick. In einem Gehege fährt eine Maschine herum. Optisch erinnert sie ein wenig an einen Staubsaugroboter. Allerdings piept sie gelegentlich – und erhält aufgeregtes Zwitschern als Antwort.

"Poulbot" heißt der Automat, der von sechs Küken regelrecht verfolgt wird. Die Adoption der Jungvögel durch den Roboter ist freilich keine frühe Übung für die künftige Weltherrschaft der Maschinen, sondern hat freilich einen wissenschaftlichen Hintergrund, berichtet Wired.

Foto: ULB Brüssel/EPFL Lausanne

Auf den Roboter geprägt

Von oben verfolgt eine Kamera das tierische Treiben in dem kleinen Areal. Der Poulbot ist für die Küken ihre Mutter. Dafür sorgt ein Effekt namens Prägung. Dieser starke Instinkt führt dazu, dass die Küken rund fünf Stunden nach dem Schlüpfen eine starke Bindung zu ihrer Mutter – oder was sie dafür halten – herstellen. Das machen sich mitunter auch Bauern zunutze, um bessere Kontrolle über ihre Vögel zu haben.

Beim Poulbot, dessen schwarze Streifen und "hühnerartige" Laute die Einprägung verbessern sollten, ist ein interessantes Muster zu erkennen. Die Küken haben sich unterschiedlich stark auf ihn oder stattdessen auf ein anderes Küken geprägt. Anstelle eines "Gänsemarsches" folgen sie ihm daher in unterschiedlichen Abständen als eine Art organisiertes Chaos.

Foto: Foto: ULB Brüssel/EPFL Lausanne

Fällt ein Küken vom Schwarm ab, wird der Roboter zurück gesteuert, um es wieder einzugliedern. Dazu ist sein Algorithmus in der Lage, schlafende Vögel zu umfahren. Durch die Verwendung von Ketten statt Reifen soll zudem verhindert werden, dass sich Vogelkot all zu schnell im Gehege verteilt.

Schnellere Entwicklung von Verhaltensmodellen

Die Robo-Henne, die von Wissenschaftlern aus Lausanne, Brüssel und anderen europäischen Universitäten umgesetzt wurde, soll mit ihrem Einsatz die Erforschung von tierischem Verhalten beschleunigen. Denn die Entwicklung eines entsprechenden, anwendbaren Modells bist zeitaufwändig und würde in diesem Falle zumindest vier Jahre in Anspruch nehmen. Über eigene Algorithmen wird die Bewegung der Küken ausgewertet, um den Grad der Akzeptanz der Maschinen-Mama seitens der einzelnen Jungvögel einzuschätzen.

Abseits der Erarbeitung von Verhaltensmodellen könnte der Ansatz auch noch andere Möglichkeiten eröffnen, sagen die Forscher. Künftig könnten Roboter etwa auch Tiere dazu bringen, bestimmte Dinge zu tun oder sie zu einer Quelle für Futter oder Medikamente bringen, ohne sie dabei unter Stress zu setzen. (red, 20.03.2018)