Hundefutter und Futterhunde: So in etwa dürften die Hunde ausgesehen haben, die vor rund 2.400 Jahren in der Mayastadt Ceibal gelebt haben. Diese Ton-Version stammt aus Colima in Mexiko.
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Zu ihrer besten Zeit vor gut 1.000 Jahren lebten in der wichtigen Mayastadt Ceibal im heutigen Guatemala bis zu 10.000 Menschen. Kurz danach wurde sie aus wenig bekannten Gründen aufgegeben. Der Niedergang der Maya stellt ein Rätsel dar, das Archäologen bis heute beschäftigt. Wissenschaftlich ähnlich spannend ist aber die Frage, wie die Maya die Bevölkerung so großer Städte ernähren konnten.

Das ist eine Frage, der die US-amerikanische Tierarchäologin Ashley Sharpe (Smithsonian Tropical Research Institute in Panama) seit einigen Jahren mit neuesten Forschungsmethoden nachgeht. Für ihre Arbeiten untersuchte sie unter anderem Tierknochen und -zähne, die am Hauptplatz Ceibals gefunden wurden und die von Hunden, Hirschen, Tapiren, Truthähnen und Raubkatzen stammen. Dienten diese Tiere vor allem zur Stillung des Proteinbedarfs?

Isotopenanalyse zeigt Maisspuren

Zunächst schätzten die Forscher das Alter der Knochen und kamen auf gut 1.000 bis knapp 3.000 Jahre. Damit gaben sich die Archäologen aber nicht zufrieden. Sie wollten vor allem herausfinden, ob die Tiere gezüchtet und als Nutz- oder Haustiere gehandelt worden waren. Dazu führten sie aufwendige Isotopenanalysen der Knochen und Zähne durch, was Aufschlüsse über die Ernährung der Tiere und auch deren Herkunft ermöglicht.

Überreste jenes Tempels von Ceibal, wo die Hundeknochen gefunden wurden.
Foto: Sébastian Homberger/Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Tatsächlich legten die Isotopenwerte aller Hunde, die vor rund 2.400 Jahren lebten, und die der sehr viel später verspeisten Truthähne nahe, dass die Zwei- und Vierbeiner sich vor allem von Mais (oder Maisfressern) ernährt hatten, wie die Forscher im Fachblatt "PNAS" berichten. Laut den Forschern sei das ein klarer Hinweis, dass die Hunde und Truthähne nicht wild lebten, sondern von den Maya gemästet wurden. Auch die Raubkatze, deren Überreste im Tempelbezirk von Ceibal gefunden wurde, war offenbar kein Wildtier.

Fernhandel mit dem Hochland

Die Isotopenanalysen gaben aber auch Auskunft über den Ursprung einiger Tiere: Zwei der Hunde wiesen Signaturen auf, die auf eine Herkunft aus dem Hochland im Süden von Guatemala hindeuten. Beide Tiere müssen demnach vor 2.400 Jahren nach Ceibal gebracht worden sein – für die Forscher der bisher älteste Beleg für Tierhandel in der Neuen Welt. Auch Tapir- und Raubkatzenreste deuten auf einen Import aus ferneren Gegenden hin.

Bleibt die Frage, wozu die Tiere verwendet wurden. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass sie eine wichtige Rolle bei den aufwendigen Ritualen der Maya gespielt haben dürften – entweder als Tieropfer oder als Symbol der Macht. Das gilt auch für die Hunde, die heutigen Chihuahuas ähnelten.

Mit Mais-Hundefutter zu Futterhunden?

Auch wenn sich auf den Hundeknochen keine Schnitte fanden, vermuten die Forscher, dass die meisten der Hunde verspeist wurden, wohingegen die auserwählten Vierbeiner womöglich den Schutz des Herrschers genossen. Um diese Vermutungen zu bestätigen, seien freilich weitere Forschungen nötig. (Klaus Taschwer, 20.3.2018)