Wien – Mit der Hochkonjunktur ist im Vorjahr auch die Kreditvergabe in Österreich angesprungen. Besonders Unternehmen haben kräftig zugegriffen: Mit einem Anstieg um 4,8 Prozent markierte der Zuwachs ihrer Ausleihungen den höchsten Wert seit dem Jahr 2009. Von den insgesamt aushaftenden 143 Milliarden Euro an Firmenkrediten entfallen 31 Prozent auf das Grundstücks- und Wohnungswesen und 16 Prozent auf die Baubranche, wie aus Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank hervorgeht. Wobei in beiden Bereichen je die Hälfte des Volumens auf Bauträger entfällt, erklärte Statistikdirektor Johannes Turner. Bei den Haushalten legten die Wohnbaukredite wie schon in den Jahren zuvor zu, nämlich um 4,7 Prozent. Nach einigen rückläufigen Jahren haben auch die Konsumkredite mit einem Zuwachs um 2,5 Prozent ins Plus gedreht.

"Es springt einem das Kreditwachstum regelrecht entgegen", fasst Turner zusammen. "Der einzige Bereich, der nicht wächst, sind Fremdwährungskredite." Deren aushaftender Betrag bei heimischen Banken sank um 15 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Damit wurde Österreich übrigens von Frankreich als Europas Nummer eins in Sachen Fremdwährungskredite abgelöst.

"Die Haushalte beginnen sich das niedrige Zinsniveau abzusichern", ergänzt Turner mit Blick auf das Neugeschäft. Wurden vor fünf Jahren bloß zwei Prozent der Wohnbaukredite mit einer Zinsbindung über zehn Jahren abgeschlossen, erreichte deren Anteil 2017 bereits 27 Prozent. Mit 1,85 Prozent im Mittel lukrierten Haushalte beim Wohnbau gegenüber dem Euroraum-Durchschnitt keinen Zinsvorteil, sehr wohl aber mit 4,69 Prozent für Konsumkredite, gut ein halber Prozentpunkt weniger als in der Eurozone. Einen Zinsvorteil verbuchten auch Österreichs KMUs: Mit 1,89 Prozent mussten sie um ebenfalls einen halben Prozentpunkt weniger berappen für Kredite bis zu einer Viertelmillion Euro als im Mittel des Währungsraums. (aha, 20.3.2018)