Wladimir Putins Wiederwahl zum russischen Präsidenten wurde vom heimischen Rundfunk ausgiebig gewürdigt. Nur konnte das Ergebnis keinen aufrechten Demokraten in Erstaunen versetzen. Zu ruhig der Blick des Präsidenten aller Reußen: zu entschlossen die Miene, zu milde der Sinn, zu gnadenreich sein Gemüt, zu glänzend das Haar.

Sehr viel interessanter erschien da schon eine Episode in den noch jungen Annalen von Georgiens Skisport. Vergangenen Freitag machte sich ein Sessellift in der Gegend der georgischen Gemeinde Gudauri – das Kitzbühel, ach was: das Annaberg des Kaukasus – komplett selbstständig. Seitdem vergeht kaum eine Nachrichtensendung des ORF, die nicht über diese Peinlichkeit berichtet.

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Normalerweise ist so ein Lift aus dem Hause Doppelmayr, einem Vorarlberger Qualitätsbetrieb, der beste Freund des Pistenfexes. Brav wie ein Maultier schleppt die rasselnde Anlage die Anbeter der weißen Pracht hügelan. Doch was geschah jetzt in der georgischen Spätsaison? Die Sessel schossen rückwärts zu Tale, geübte Downhill-Racer wurden beschleunigt und nach Erreichen der Drahtspule von den Sitzen geschleudert. Die Welt schien aus den Fugen.

Der ORF wollte den Skandal nicht auf sich beruhen lassen. Hugo Portisch hatte als Analytiker gerade keine Zeit. ÖSV-Präsident Schröcksnadel mottet gerade seine eigenen Skikanonen ein. Also schien ein Experte der "obersten Seilbahnbehörde in Österreich" berufen, das Ereignis von Weltrang einzuordnen. Die Havarie sei "nur sehr schwer zu verstehen". Wenigstens musste der berühmteste aller Georgier, ein Mann namens Dschugaschwili, die Panne nicht mehr erleben. (Ronald Pohl, 20.3.2018)