Wien – Nicht überall mache es einer Studie von Wiener Mathematikern zufolge gleich viel wirtschaftlichen Sinn, Investitionen in Infrastruktur zum Hochwasserschutz zu tätigen. Es hänge davon ab, wie viel Wirtschaftsleistung hinter den Dämmen liegt, so die Forscher im Fachblatt "Central European Journal of Operations Research". Für den Schutz sollte im besten Fall der Staat sorgen.

Modelle

Die Wirtschaftsmathematikerin Johanna Grames von der Technischen Universität (TU) Wien arbeitet an mathematischen Modellen, die sich mit der Verbindung von wirtschaftlichen Entscheidungen und Strategien zum langfristigen Hochwasserschutz befassen. Aus Sicht einer Firma stellt sich die Frage, wie diese über einen längeren Zeitraum hinweg ihren Profit maximieren kann. Dazu gehört auch die Wahl des Produktionsstandorts. Ein logischer Störenfried beim Geldverdienen sind Hochwasserereignisse.

Grames und ihre Kollegen erstellten daher Modelle, mit denen sie für verschiedene Regionen mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen berechnen konnten, unter welchen Bedingungen Dämme oder Flussregulierungen sinnvoll sind. "Unsere Haupterkenntnis war, dass es nur Sinn macht, in Hochwasserschutz zu investieren, wenn man es sich sozusagen auch leisten kann", sagt Grames. Das treffe etwa auf Österreich und den Donauraum oder das "Paradebeispiel" Niederlande mit seinen vielen Dämmen und Deichen zu.

Kühles Kalkül

In strukturschwachen Regionen mit ohnehin wenig Kapital zum Vorantreiben der wirtschaftlichen Entwicklung sei es "sinnvoller, sich auf die Wirtschaftsleistung zu konzentrieren, und nicht zu versuchen, das wenige Kapital in Hochwasserschutz zu investieren", so Grames. Als Beispiel nannte sie etwa das Mekong-Delta in Vietnam. Für die Gesellschaft und Wirtschaft habe es demnach mehr Vorteile, "zwischen den Hochwasserevents zumindest ein wenig zu produzieren".

Wenig Sinn macht es der Studie zufolge auch, wenn der Staat Firmen bei der Ansiedelung zwar subventioniert, nicht jedoch darauf achtet, ob die Unternehmen mit dem Geld auch etwas tun, um die Folgen von Überschwemmungen zu minimieren. Laut den Analysen werden diese Mittel nämlich meistens für kurzfristige Investments und eigentlich nie für langfristige Hochwassermaßnahmen eingesetzt. Besser ist es laut der Forscherin daher, wenn der Staat den gleichen Geldbetrag statt in Firmensubventionen direkt in Infrastruktur investiert: "Wir konnten zeigen, dass eine Firma trotzdem nach einem bestimmten Zeitraum die gleiche Größe und den gleichen Produktionsertrag hat." (APA, red, 21. 3. 2018)