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Wien Energie will den Turbo für Solarenergie zünden.

Foto: dpa/dpaweb

Wien – Wien Energie ist wieder zurück in den schwarzen Zahlen. Nach einem durch Sonderfaktoren wie eine notwendig gewordene Höherdotierung von Pensionsrückstellungen für Beamte der Gemeinde Wien beeinflussten Verlust von 86,2 Millionen Euro im Jahr 2016 hat der mit rund zwei Millionen Haushaltskunden größte Energieversorger Österreichs im Vorjahr einen Jahresüberschuss in exakt derselben Höhe – 86,2 Millionen Euro – erzielt. Weil an der Pensionsfront absehbar keine weiteren bösen Überraschungen drohten, will das Unternehmen nun ein ehrgeiziges Investitionsprogramm starten.

In den kommenden fünf Jahren sollen insgesamt 870 Millionen Euro investiert werden, gut 100 Millionen davon in Photovoltaik. "Nach Investitionen in den Ausbau der Wasserkraft und Windenergie ist das die dritte Welle, die wir im Bereich erneuerbare Energien anschieben wollen", sagte Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl bei der Präsentation der Jahresbilanz 2017. Das Wasserpotenzial in Wien sei ausgereizt, Windkraft in der Stadt problematisch, Solarenergie hingegen nahezu ideal. Im Blickfeld hat Wien Energie dabei insbesondere Mehrfamilienhäuser, von denen es in der Bundeshauptstadt nach letzten verfügbaren Zahlen der Statistik Austria aus 2011 rund 68.000 gibt.

Turbo für Solarenergie

Die kleine Ökostromnovelle, die im Vorjahr beschlossen wurde und die Installierung von Photovoltaikmodulen erstmals auch in Mehrfamilienhäusern ermöglicht, könnte "der Turbo" für den Siegeszug der Solarenergie in der Stadt sein. Bis 2030 peilt Strebl eine zusätzlich installierte Photovoltaikleistung von 600 Megawatt (MW) an, was einer Fläche von rund 1300 Fußballfeldern oder rund zehnmal dem Bezirk Wien-Mariahilf entspricht. Eine Gemeinschaftsphotovoltaikanlage könnte unter Berücksichtigung der Sonneneinstrahlung sinnvollerweise auf bis zu zehn Prozent der Mehrfamilienhäuser in Wien angebracht werden. Das wären knapp 7.000 Dächer von Gemeindebauten, Genossenschaftswohnungen oder klassischen Zinshäusern. Zum Vergleich: Derzeit hat Wien Energie rund 120 Photovoltaikanlagen an etwa 60 Standorten mit insgesamt 16 MW installiert.

Der mit 15 Millionen Euro vorangetriebene Ausbau von Elektroladestationen in Wien laufe plangemäß, sagte Strebl. Bis zum Sommer sollen 230 Ladestellen entlang ausgewählter Straßenzüge zur Verfügung stehen, bis Ende 2020 alle zugesicherten 500 Ladestationen mit jeweils zwei Anschlüssen zu elf Kilowatt Leistung errichtet sein.

Stabilisierung des Stromnetzes

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Wien Energie mit dem Verkauf von Strom, Gas, Wärme und Telekommunikationsdiensten (letztere an die Industrie) den Umsatz um 9,9 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro erhöht. Der Gewinn (Ebit) lag bei 51,3 Millionen Euro. Im Jahr davor gab es noch einen Verlust von 104,1 Millionen Euro. Mehr Geld als in den Jahren davor hat Wien Energie durch "Feuerwehraktionen" zur Stabilisierung des österreichischen Stromnetzes verdient. Das zeige einmal mehr die Unverzichtbarkeit thermischer Kraftwerke, noch dazu wenn sie Wärme auskoppeln und dadurch auch einen hohen Wirkungsgrad erreichten, sagte Strebl. Die seit Jahren urgierte Förderung von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) steht aber noch aus. Ein laufendes Notifizierungsverfahren in Brüssel wurde vom zuständigen Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus bis zum Vorliegen der Energie- und Klimastrategie ausgesetzt.

Das vor knapp drei Jahren lancierte Ergebnisverbesserungsprogramm habe per Ende 2017 statt geplanter 86 Millionen tatsächlich 87 Millionen Euro an nachhaltigen Einsparungen gebracht, sagte Finanzvorstand Peter Gönitzer. Die Nettoverschuldung ist von 1,57 Milliarden auf 866 Millionen Euro gesunken. Auch die Zahl der Mitarbeiter ist großteils durch nicht Nachbesetzung von Posten zurückgegangen, und zwar um netto 84 auf 2568 Ende 2017. Zugleich werden aber neue Mitarbeiter mit speziellen Qualifikationen eingestellt. Zunehmend gefragt sind Big-Data-Analytiker und Leute, die sich mit Robotics und Blockchains-Technologie auskennen. (Günther Strobl, 22.3.2018)