Der Säulenpavillon im Linzer Bauernbergpark mit und ohne die Aphrodite.

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Linz – Die umstrittene, weil der Stadt von Adolf Hitler geschenkte Aphrodite-Statue und ihre Geschichte werden ab heute, Donnerstag, im Linzer Stadtmuseum Nordico präsentiert. Nach einem Jahrzehnt schwelender Diskussion, was mit ihr geschehen soll, ist sie nun im Linzer Zimmer im Erdgeschoß, korrespondierend zur Ausstellung "Stadtoasen – Linzer Gärten, Plätze und Parks" im ersten Stock, zu sehen.

Seit 1942 stand die Liebesgöttin in einem Säulenpavillon im Bauernbergpark. 2008 stießen Studenten der Kunstuniversität auf die belastete Vergangenheit der Bronzefigur des mecklenburgischen Bildhauers und NSDAP-Mitgliedes Wilhelm Wandschneider. Daraufhin ließ der damalige Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ) die Aphrodite aus dem Park entfernen. Gut verpackt lag sie seitdem im Depot. Der Kulturausschuss des Linzer Gemeinderates setzte eine Expertenkommission ein und folgte im Vorjahr einstimmig ihrer Lösung, die Statue im Nordico auszustellen und dann im Museum zu belassen, erklärte Kulturdirektor Julius Stieber in der Presseführung am Donnerstag.

Laut Bescheid des Bundesdenkmalamts sei die Statue nicht mehr Teil der denkmalrechtlich geschützten Anlage am Bauernberg. An die Stelle der Aphrodite kommt eine Stele mit dem Hinweis auf den neuen Aufstellungsort der Statue in den Pavillon. Es sei "eine sehr schöne Lösung", die man nun im Zusammenhang mit dem Gedenkjahr 1938 vorstellen könne, sagte Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP). Eine neuerliche Präsentation im öffentlichen Raum hätte die Gefahr in sich getragen, den Ort zu einer Kultstätte für extreme Kreise werden zu lassen, so Stieber.

Hitler beauftragte Abguss

Die Geschichte der Statue wird im sogenannten Linzer Zimmer anschaulich dokumentiert. Die Diskussion, ob sie nun Nazi-Kunst sei oder nicht, wird ebenfalls behandelt, aber nicht eindeutig beantwortet. Das Original wurde bereits 1908 geschaffen und ist nun in Schloss Frauenberg nördlich von Budweis zu sehen, so Kuratorin Birgit Kirchmayr. Die Linzer Version ist ein neuerlicher Abguss, den Hitler beim Künstler Wandschneider in Auftrag gab, nachdem ihm das Original bei der Großen Deutschen Kunstausstellung 1940 gefallen hatte.

Die Präsentation der Statue fügt sich gut in die große Ausstellung "Stadtoasen", die mit historischem Material und aktuellen Fotografien auch aus ungewohnten Perspektiven einen schönen Einblick in Parks, Innenhöfe und private Gärten sowie die Umwandlung von Flächen im städtischen Raum gibt. Ein feines Buch liefert Dokumentationen zu 110 Parks in der Stadt und Essays zum Thema. (APA, 22.3.2018)