Hungrige sollten Anfang April in den Zug eine Jause mitnehmen.

Foto: Elmar Gubisch

Wien – Ende März ist Henry am Zug zum letzten Mal am Zug. Dann endet für die Tochter des Cateringkonzerns Do & Co das Abenteuer Speisewagenbewirtschaftung. Wie die langen Jahren erbitterten Streits um einen neuen Kollektivvertrag für die fahrenden Kellner haben es allerdings auch die letzten Tage an Bord der ÖBB-Railjet-Schnellzüge in sich.

Denn beim Betriebsübergang zum Nachfolgedienstleister Don spießt es sich gehörig, der reibungslose Übergang von Henry zu Don scheint nicht gewährleistet. Darauf bereitet sich inzwischen sogar schon Auftraggeber ÖBB vor, der auf eine "logistische Großleistung" hinweist, wenn 80 Speisewagen von Henry auf Don umgestellt werden. Jedenfalls "bis spätestens 5. April" soll es in allen Speisewagen wieder volles Service geben, bis dahin könnte es vorkommen, dass nur Getränke und ein nicht näher definiertes "Basiscatering" zur Verfügung stehe, bittet die Staatsbahn ihre Fahrgäste ab dem Osterwochenende um Geduld und Verständnis.

Kein nahtloser Übergang

Der Grund dafür: Der nahtlose Übergang von einem Dienstleister scheint holprig abzulaufen. Die Schuld daran schieben einander die beiden Unternehmen wechselseitig zu. Don-Chef und -Eigentümer Josef Donhauser etwa beklagt, dass er zu den Mietflächen auf den Bahnhöfen keinen Zugang bekomme und Container aufstellen müsse, um Speisen und Getränke für die Bordverpflegung lagern und vor allem kühlen zu können. Do & Co sagt, daran sei Don selber schuld. Hätte Donhauser das vor sieben Wochen "zu einem angemessenen Preis" angebotene komplette Inventar gekauft, müsste man Einrichtung, EDV- und Logistiksysteme nun nicht vertragsgetreu rückbauen und Mietflächen den Vermietern retournieren. Das, sagt Donhauser, stimme "nur teilweise". Man wäre bereit gewesen, die verlangten 280.000 Euro zu bezahlen – obwohl Belege und Rechnungen seitens von Henry nie vorgelegt wurden. Lediglich das veraltete Kassensystem wollte man nicht kaufen, aber es sei nie zu Verhandlungen auf Geschäftsführerebene gekommen.

Probleme bis zum letzten Zug scheint es auch bei Henry am Zug selbst zu geben. Beim STANDARD melden sich laufend aktive und ehemalige Dienstnehmer und berichten von Dienstgeberkündigungen seit Jahresbeginn, obwohl beim Betriebsübergang laut Gesetz Kündigungen kaum möglich sind. Do & Co bestreitet das, kein Dienstnehmer sei im Zusammenhang mit dem Betriebsübergang gekündigt worden. Kündigungen bzw. Entlassungen bei groben Verfehlungen wie Diebstahl seien möglich. Die Zahl der Beschäftigten sei mit 600 aktuell ungefähr gleich wie Anfang Jänner.

"Losungsdifferenzen"

Angestellte berichten auch, dass Monatsgehälter aufgrund von "Losungsdifferenzen" um bis zu 200 Euro reduziert würden, weil der Lagerstand nicht gestimmt hätte, beklagt Mitarbeiter A., allerdings würden Fehlbeträge teils nachträglich in Abwesenheit des Mitarbeiters attestiert. Das weist man bei Henry zurück. Die Mitarbeiter übernähmen "grundsätzlich einen versiegelten Warenstand, für den sie verantwortlich sind". Alles würde auf Video dokumentiert. (ung, 23.3.2018)