Der zwölfte Mann, also die Fans des Nationalteams, muss vermehrt auf Reisen gehen. Das erschwert seine Rückholung.

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Klagenfurt – Der österreichische Fußballbund (ÖFB) ist prinzipiell sehr passabel aufgestellt. Das Jahresbudget von rund 40 Millionen Euro ist gedeckt. Das Geld erwirtschaftet wenig überraschend in erster Linie die Nationalmannschaft der Männer, Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH., drückt das vereinfacht so aus: "Geht es dem A-Team gut, geht es uns besser."

Am Freitagabend wurde in Klagenfurt gegen Slowenien der aktuelle Gesundheitszustand überprüft. Franco Foda ist es ja prinzipiell egal, wo gekickt wird, der Teamchef konzentriert sich auf das für ihn Wesentliche, auf die Entwicklung und Verbesserung der Mannschaft.

David Alaba und Kollegen stehen also in der Verantwortung. Ihre Erfolge sorgen für Nachhaltigkeit, für Investitionen in andere Auswahlen (Frauen, Nachwuchs) und in den Breitensport. 2018 finden gleich elf Länderspiele statt, sieben davon daheim. Daheim ist nur selten in Wien, das Happel-Stadion ist nicht mehr erste Wahl. Der Wunsch nach einem neuen Nationalstadion ist im Verband zwar vorhanden, die Realisierung seitens der Politik freilich völlig offen bis unwahrscheinlich.

UEFA-Boss Ceferin nimmt Politik in der Pflicht

Auch der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hat sich für infrastrukturelle Maßnahmen rund um das größte Stadion Österreichs ausgesprochen. "Wien als europäische Metropole sollte ein moderneres Stadion haben als das aktuell der Fall ist", sagte Aleksander Ceferin in Klagenfurt.

Der Uefa-Boss sieht diesbezüglich auch die Politik in der Pflicht. "Es genügt nicht, dass Politiker zu Besuch kommen, wenn gesiegt wird", betonte der Slowene. "Man muss auch wirklich diese Basisarbeit leisten, dass man beim Aufbau und bei der Modernisierung von Fußballstadien aktiv ist."

2008 war im Happel-Stadion noch das EM-Finale über die Bühne gegangen. Für das paneuropäische Turnier 2020 bestand mit der in die Jahre gekommenen Arena aber keine Chance. Der ÖFB hat sich stattdessen für dasselbe Jahr mit der kleineren, modernisierten Generali Arena der Wiener Austria für das Finale der Frauen-Champions-League beworben. Die Vergabe erfolgt am 24. Mai. Der Entscheidung wollte Ceferin, der am Abend das Länderspiel zwischen Österreich und Slowenien besuchte, nicht vorgreifen. "Ich weiß aber, dass Österreich eine fundierte Bewerbung abgegeben hat", sagte der UEFA-Chef, der grundsätzlich die Entwicklung des österreichischen Fußballs lobte – auch des Frauenfußballs.

Miet-Eigentor

Die Miete in der alten, traditionellen Heimstätte soll neu verhandelt werden, bisher wurden ungefähr 50.000 Euro pro Länderspiel an die Gemeinde Wien gezahlt. Der ÖFB strebte eine deutliche Reduktion an. Ein Gutachten stellte allerdings klar, dass ungefähr die fünffache Summe marktgerecht wäre. Wirtschaftschef Neuhold möchte diese Zahlen, dieses Eigentor, nicht kommentieren.

Das Allianz-Stadion in Hütteldorf ist keine Alternative, Rapids Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek erteilte Neuhold eine Absage. "Man hat bei Rapid den Anrainern versprochen, nur eigene Veranstaltungen durchzuführen. Das ist zu akzeptieren."

Das Länderspielprogramm 2018 ist qualitativ gesehen nahezu oscarwürdig, die prinzipiell traurige Nichtteilnahme an der Weltmeisterschaft in Russland bescherte wenigstens hochkarätige Gegner. Russland am 30. Mai in Innsbruck, Deutschland am 2. Juni in Klagenfurt und zum Drüberstreuen Brasilien am 10. Juni in Wien. Das Happel-Stadion erbarmt sich sozusagen. "Wir haben gegenüber der Stadt Wien betont, dass uns der Standort Ernst-Happel-Stadion wichtig ist. Wir streben eine unbefristete Einigung an", sagt Neuhold.

Der Test am 6. September gegen Schweden wird definitiv woanders steigen, der "Business Run" genießt Priorität. Ein Spielort muss 120 Tage vor dem Termin bei der Uefa deponiert werden, da beim europäischen Verband die Vermarktungsrechte liegen.

Übertragungsrechte bis 2022 geregelt

Was bis 2022 geregelt ist: Der ORF besitzt die Übertragungsrechte, die Nationalmannschaften bleiben im öffentlich-rechtlichen Gebührenfernsehen. Neuhold: "Das ist gut so." Natürlich wäre es prinzipiell möglich gewesen, Heuler wie jenen gegen Brasilien an Privatsender zu versteigern. "Aber wir denken langfristig, sind verlässliche und treue Partner."

Das Problem an den diversen Bundesländerstadien ist, dass sie viel kleiner als das Happel (fasst 50.000 Zuschauer) sind. Die geplante Rückholaktion stößt somit an natürliche (bauliche) Grenzen. In den Jahren des Aufschwungs, also zwischen 2013 und 2016, wurde ein Schnitt von rund 37.000 Zuseher erzielt. 2017 folgte der Einbruch auf 20.000. Das Debüt von Foda im November gegen Uruguay (2:1) wollten kaum 12.000 Fans sehen. Neuhold: "Ein harter Kampf." (Christian Hackl, 23.3.2018)