Darf man ein Kind im sechsten Monat abtreiben, das das Downsyndrom und einen schweren Herzfehler hat? Diese Frage, deren Antwort über Leben und Tod entscheidet, stellt Regisseurin Anne Zohra Berrached in 24 Wochen (Montag, 20.15 Uhr, ORF 1, ZDF) nicht nur den werdenden Eltern Astrid und Markus, sondern auch den Zuschauern.

Immer wieder blickt Astrid direkt in die Kamera, manchmal provozierend, oft fragend. Distanz ist hier nicht möglich. Die Nähe, die Astrid zum Publikum aufbaut, berührt und tut weh. Auch weil klar ist: Dieses Schicksal kann alle werdenden Eltern treffen.

In "24 Wochen" – der Film war bei der Berlinale 2016 erstmals zu sehen – spielt Julia Jentsch die erfolgreiche Kabarettistin Astrid Lorenz, Bjarne Mädel ihren Partner und Manager Markus Häger. Das Paar erwartet das zweite Kind, die Freude ist groß, das Leben gut, so wie es ist.

Die Diagnose wirft all das durcheinander, stellt auch die Beziehung infrage. Nicht nur die zum Partner, sondern auch jene zu Freunden und Verwandten. Und dass Astrid Lorenz aufgrund ihres Jobs in der Öffentlichkeit steht, macht die Situation nicht einfacher.

Foto: ORF/Beta Film

Berrached lässt ihre Protagonisten dieses Dilemma erleben, ohne zu werten oder zu moralisieren. "So eine Entscheidung kann man nur treffen, wenn man es muss", sagt einmal eine Hebamme. "Und niemand hat das Recht, sie zu verurteilen."

Dass reale Ärzte und Hebammen hier mitspielen, schafft eine Authentizität, der man sich schwer entziehen kann. "Die Kabarettistin Astrid ist eine fiktive Figur. Ihr Schicksal und das System, das sie durchlaufen muss, sind es nicht", sagt Anne Zohra Berrached.

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Im Anschluss an den Film diskutiert sie bei Christoph Feurstein (21.55 Uhr, ORF 1) in "24 Wochen – Der Talk" mit Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, Gynäkologe Philipp Klaritsch, Behindertenaktivistin Vera Intemann und einer betroffenen Frau, die sich für einen Spätabbruch entschieden hat. (Astrid Ebenführer, 26.3.2018)

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