"Neue Straßen auf alten Pfaden" heißt die Schau. Unter der B61a fand man ein römisches Grabfeld entlang der Bernsteinstraße.

Bild: Bgld. Landesmuseum / Krammer

Eisenstadt – In den 1970er-Jahren, als im Straßenbau die Welt sozusagen noch in Ordnung war, startete man mit dem Bau der heutigen A 3 bei Eisenstadt. Das Stück zwischen Großhöflein und der burgenländischen Landeshauptstadt nannte man nicht zufällig "Kery-Autobahn". Der damalige burgenländische Landeshauptmann war so stolz auf die ersten Kilometer pannonischer Hochrangigkeit, dass ihm der Fahrdamm nicht hoch sein konnte.

Das nötige Erdreich gab es eh in der Nähe. Aber das Bundesdenkmalamt machte da einen Strich durch die Rechnung. Die billige Abbau-Leitn stand nämlich unter Denkmalschutz, barg sie doch die Reste einer prähistorischen Siedlung. "Deshalb", erzählt Burgenlands Landesarchäologie Hannes Herdits, "steht der Denkmalschutz im burgenländischen Raumordnungsgesetz". Sicher ist sicher. Jede Baumaßnahme wird seither akkordiert mit den Archäologen.

Der Straßenbau ist das Gustostückerl archäologischen Tuns. Das ist nicht immer einfach. Aber lohnend, wie die aktuelle Sonderausstellung im Landesmuseum Eisenstadt belegt. Zwei Straßenstücke – die Umfahrung von Schützen am Gebirge und die Verlängerung der S 31 von Oberpullendorf bis zur ungarischen Grenze – erlaubten, so Kuratorin Manuela Thurner, "einen tiefen Längsschnitt in die Siedlungsgeschichte".

Gleich zu Beginn des Schützener Straßenstücks stieß man etwa auf ein 6500 Jahre altes Kupferstück, Teil eines Stirnreifens. Ein paar hundert Meter weiter auf ein römisches Gräberfeld und darin einen sandsteinernen Kindersarkophag. Einen knappen Kilometer weiter auf einen Panzergraben aus dem Zweiten Weltkrieg.

"Der ganze Osten Österreichs", sagt Manuela Thurner, "ist ja uraltes Siedlungsland. Das Burgenland mit seinen fruchtbaren, wasserreichen Niederungen ganz besonders." Und die Siedlungstätigkeit war durchgehend bis heute.

Im Verlauf der B 61a – das ist die Verlängerung der S 31 – stieß man sowohl auf Relikte aus der Jungsteinzeit, als auch auf ein spätrömisches Gräberfeld am Rande einer alten Straße. Und darin wieder auf die Spuren einer "Sonderbestattung" (Herdits): Ein Offizier wurde gefesselt bestattet und mit einer Pflugschar beschwert. Auch Wiedergänger haben eine lange Lokalgeschichte.

Nicht immer stoßen die Archäologen auf automatisches Verständnis bei den Straßenbauern. Da bietet die Kleinheit des Burgenlandes Vorteile. Herdits: "Man kennt sich, kommt leichter ins Reden." Dennoch verfolgt die aktuelle Ausstellung auch einen diesbezüglich pädagogischen Zweck. Sie will zeigen, dass man aus sehr gutem Grund lästig ist.

Immerhin stehen gerade zwei große Vorhaben an. Im Süden wird die S 7 in Angriff genommen. Und bei Eisenstadt die A 3, die Verlängerung der "Kery-Autobahn" durch uraltes Siedlungsland bis zur ungarischen Grenze. (Wolfgang Weisgram, 26.3.2018)