Daniela Iraschko-Stolz, Lisa Eder, Chiara Hölzl, Jacqueline Sei-friedsberger und Eva Pinkelnig (v. li.) haben ein Anliegen.

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Seefeld/Wien – Der Aufschrei der Skispringerinnen hat ein lautes Echo ausgelöst. Die von Daniela Iraschko-Stolz lancierte Initiative "Praying 4 Team Competition World Championship Seefeld" weist schließlich darauf hin, dass es mit der vom Ski-Weltverband Fis wie vom österreichischen Verband (ÖSV) propagierten angestrebten Gleichstellung von Männern und Frauen noch immer nicht sonderlich weit her ist. Iraschko hatte mit ÖSV-Teamkolleginnen auch via Facebook darauf hingewiesen, dass sich bis dato kein Damenteambewerb im Programm der Nordischen WM 2019 in Seefeld findet. Die Deutschen griffen das Thema auf, DSV-Cheftrainer Andreas Bauer sprach gar von einem "Skandal".

Ampel auf Grün

Die Empörung der Skispringerinnen darüber, dass sie im Februar 2019 in Seefeld nur in Solo- und Mixed-Bewerben antreten sollen, ist verständlich. Schließlich hatte die Fis vor einem knappen Jahr bei einem Kongress in Portoroz (Slowenien) den Weg für künftige Damen-Teambewerbe geebnet und eigens darauf hingewiesen, dass die Konkurrenz auch schon bei der WM 2019 angesetzt werden kann. Wieso ist das nicht geschehen? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Iraschko-Stolz (34), die Routinierteste im Springerinnenzirkus, sagte in Oberstdorf: "Ich werde dafür kämpfen, dass die Verantwortlichen im ÖSV ihre Meinung ändern." Eine WM ohne Damenteambewerb wäre "ein herber Rückschlag für den Damensprungsport und einfach nur traurig für Österreich".

Im WM-Organisationskomitee haben zwei Männer das Sagen, Christian Scherer als OK-Chef und Werner Frießer als OK-Direktor Sport. Scherer wurde vom ÖSV entsandt, sitzt für diesen auch in Gremien der Fis, nämlich laut ÖSV-Homepage in einem alpinen Komitee sowie im Komitee für europäische Fragen. OK-Chef Scherer sagt nun dem Standard: "Das WM-Programm wird von der Fis erstellt. Und 2014, als die WM 2019 an Seefeld vergeben wurde, gab es noch keinen Damenteambewerb im WM-Programm." Scherer gibt schon zu, dass das OK vor einem Jahr angehalten gewesen wäre, eine nachträgliche Aufnahme zu prüfen. Aber? "Bis dato ist dieser Wunsch nie explizit an uns herangetragen worden. Das Thema war bis vor kurzem nicht im öffentlichen Forum."

Werner Frießer, der OK-Direktor Sport, amtiert seit 2004 als Bürgermeister in Seefeld, zuletzt wurde er 2016 für sechs Jahre bestätigt. Dem Standard sagt er: "Am Ende des Tages entscheidet der Skiverband, welche Bewerbe stattfinden können." Er könnte die Fis wie den ÖSV damit meinen, beide sind auch als WM-Veranstalter ausgeschildert. Frießer fragt sich, ob die Damen genügend Teams aufstellen könnten, meint aber, acht Mannschaften würden wohl ausreichen. Davon wäre auszugehen – im vergangenen Winter fanden zwei Teambewerbe statt, einer hat zwölf, der andere hat acht Teams versammelt. Der Bürgermeister spricht auch "den budgetären Aspekt" an, ein zusätzlicher Bewerb bringe schließlich zusätzliche Kosten mit sich, in der Organisation, aber auch zum Beispiel beim Preisgeld.

Eine Zusammenkunft

Ob sich die Verantwortlichen des ÖSV, der Fis und Seefelds noch zusammenreden können und werden? OK-Chef Christian Scherer bringt allerdings einen weiteren Player ins Feld, nämlich den Rechteinhaber (Infront). Dieser müsse sich, sagt Scherer, möglichst flott mit der Fis einigen, dann könnte man aus seiner Sicht "noch immer über alles reden". Möglicherweise trifft es sich, dass man sich bald schon trifft. In Seefeld kommt es am 9. April nämlich zum sogenannten "World Broadcaster Meeting", am Tag darauf steigt eine Fis-Koordinationssitzung.

Und wenn man sich dort nicht koordiniert, wo dann? (Fritz Neumann, 28.3.2018)