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Horst Seehofer (68) fand scheinbar keine Frau unter seinen "Top-Leuten".

Foto: Reuters/Christian Mang

Neun Männer, neun Anzüge, neun Krawatten, drei Brillen – Diversität im deutschen Innenministerium.

Foto: Twitter/BMI

"Die Führungsmannschaft ist komplett." Horst Seehofer (68) ist nach knapp zehn Jahren als bayerischer Ministerpräsident nach Berlin gewechselt und stellte am vergangenen Freitag stolz sein neues Führungsteam im Innenministerium vor. Das Foto auf der Ministeriumswebsite zeichnete sich durch zwei Merkmale aus: Einerseits gönnte sich Seehofer so viel Staatssekretäre wie kein anderes Regierungsmitglied, gleich acht an der Zahl, andererseits besteht die Führungsriege im Ministerium, schließt man Seehofer mit ein, aus neun Herren – Frauen fehlen dabei komplett. "Ich bin froh, dass es so schnell gelingen konnte, Top-Leute für die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, zu gewinnen", so Seehofer in der Mitteilung.

Pikanterweise ist ausgerechnet Seehofers Ministerium für die Umsetzung des im rot-schwarzen Koalitionsvertrag vereinbarten Ziels, leitende Positionen des öffentlichen Dienstes bis 2025 ausgewogen mit Männern und Frauen zu besetzen, verantwortlich. Besonders CDU und CSU scheinen dieses Versprechen vorerst noch nicht so ernst zu nehmen. Mit Andreas Scheuer (CSU) und Peter Altmaier (CDU) holten sich zwei weitere Unionspolitiker ausschließlich Männer als Staatssekretäre ins Team. Verkehrs- und Infrastrukturminister Scheuer brachte vier, Wirtschafts- und Energieminister Althofer sechs männliche Kollegen mit ins Ministerium. Auf ein medienwirksames Foto wie Horst Seehofer verzichteten beide.

Massive Kritik

Wenig überraschend hagelte es nicht nur in den sozialen Plattformen massive Kritik, auch Maria Spetter, Gleichstellungsbeauftragte in Seehofers Innenministerium, empörte sich intern über die mangelnde Repräsentanz von Frauen. Das Foto wurde zwischenzeitlich von der Website entfernt und durch ein Bild der Außenansicht des Ministeriums ersetzt – nicht aber wegen der Kritik oder der peinlichen Wirkung, wie der Pressesprecher des Ministeriums versichert. Es wären zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lediglich noch nicht alle Personalien vom Kabinett verabschiedet worden. Man hat das Foto mittlerweile wieder online gestellt – inklusive der richtigen namentlichen Bezeichnung für das Bundesminsterium des Inneren, für Bau und Heimat und nach wie vor ohne Frau.

Auf Twitter machte das Foto in der Zwischenzeit dennoch seine Kreise und wird scharf ...

..., aber auch zynisch ...

und sarkastisch kommentiert:

Ein wenig besser steht es um den Frauenanteil bei den SPD-Ministerien. Sie stellen die einzigen vier Ministerien, in denen Frauen die knappe Mehrheit ausmachen oder zumindest zu gleichen Teilen vertreten sind. Außenminister Heiko Maas (SPD) hat wiederum nur eine Frau in seinem fünfköpfigen Spitzenteam. Doch Horst Seehofer hat noch eine kleine Chance, die Wogen ein wenig zu glätten. Auf Ebene der Abteilungsleiter sind noch einige Stellen zu besetzen – ob sich unter seinen "Top-Leuten" diesmal Frauen finden werden? (Fabian Sommavilla, 28.3.2018)