Zygmunt Bauman und Thomas Leoncini: "Die Entwurzelten. Was uns bewegt im 21. Jahrhundert – ein Gespräch". € 16,50 / 111 Seiten. Eichborn, Köln 2018

Eichborn

Es ist schon wieder etwas mehr als ein Jahr her, dass mit dem polnisch-britischen Soziologen Zymunt Bauman einer der hellsichtigsten und produktivsten Analytiker der Gegenwartsgesellschaft starb. Nach dem Tod Baumans, der bis zuletzt hochaktiv geblieben war und noch einige kluge Anmerkungen zur Wahl Donald Trumps gemacht hatte, erschienen einige Bücher posthum – so etwa der Gesprächsband "Das Vertraute unvertraut machen".

Darin ließ sich Bauman mit dem Schweizer Journalisten Peter Haffner auf eine Art Abschiedsbilanz ein und ging noch einmal die wichtigsten Konzepte seines Werks durch, von der "flüssigen (Post-)Moderne" bis zur Globalisierung und ihren Folgen.

Ein Dialog zwischen den Generationen

Ein etwas anderes "Gespräch" führte der damals schon über 90-jährige Bauman mit dem ziemlich genau 60 Jahre jüngeren italienischen Journalisten Thomas Leoncini. Die beiden begannen via E-Mail einen Dialog und tauschten sich über verschiedenste Phänomene aus, die der 30-jährige Angehörige der Millennials für diskussionswürdig erachtete: Das Spektrum der Themen reicht von der Zunahme schönheitschirurgischer Eingriffe und Tattoos über das Phänomen Mobbing in den sozialen Medien bis hin zu Sex und Liebe im Zeitalter des Internets.

Der Gedankenaustausch endete unvermittelt mit Baumans Tod am 9. Jänner 2017. Die bis dahin gesammelten Zeitdiagnosen Leoncinis liegen mitsamt den soziologischen Reaktionen Baumans nun unter dem Titel "Die Entwurzelten" auf Deutsch vor. Und auch wenn Leoncinis Themen und deren Aufbereitung mitunter etwas aufgeregt daherkommen, so sind die abgeklärten Erläuterungen des großen Soziologen allemal die Lektüre wert. (Klaus Taschwer, 1.4.2018)