"Faro" ist eines von zwei österreichischen Nikotinsäckchen-Produkten. Entwickelt wurde es vom Dornbirner Rainer Gunz, produziert wird in Dänemark. Weil in den Säckchen kein Tabak enthalten ist, dürfen sie in Österreich verkauft werden. Das könnte sich bald ändern.

Foto: Klausner

Wien – Wer sich die Regale in den Trafiken ganz genau ansieht, könnte in den letzten Monaten verwundert gewesen sein. Zwischen die Zigarettenschachteln und Tabakpäckchen haben sich nämlich Dosen eingereiht, die von Außen an ein Produkt erinnern, das in der ganzen EU – außer in Schweden – nicht gehandelt werden darf: Snus – Tabaksäckchen, die zwischen Zähne und Oberlippe geschoben werden, damit das Nikotin über die Mundschleimhäute aufgenommen wird.

Der Trafikant am Bahnhof Wien Mitte versichert, dass es sich bei "Faro" allerdings nicht um das verbotene Snus handle. Für sechs Euro geht die Dose mit Himbeer- und Minzgeschmack über den Ladentisch. Aber auch ein Produkttest fällt nicht eindeutig aus: "Faro" sieht nicht nur aus wie Snus, wird verwendet wie Snus, riecht wie Snus, sondern schmeckt auch wie Snus.

Ganz ohne Tabak

Das entscheidende Detail ist für den Konsumenten nicht ersichtlich – zumindest auf den ersten Blick: Die Säckchen mit Tee als Trägermasse enthalten zwar Nikotin, aber keinen Tabak und fallen damit nicht unter die Tabakproduktrichtlinie der Europäischen Union.

Hierzulande ging man bei der Umsetzung im April 2016 weiter als von der EU vorgegeben. Es wurden nicht nur Warnhinweise auf Zigaretten eingeführt und das Monopol auf E-Zigaretten zugunsten der Trafiken festgelegt, sondern auch dem Kautabak der Garaus gemacht – unter anderem wegen der schweren Unterscheidbarkeit zu Snus.

Der Verkauf von Kautabak ist gänzlich untersagt, was Händler natürlich verärgerte und bis vor das Höchstgericht führte. Dort wurde das Verbot aber bestätigt, unter anderem weil die Alterskontrolle schwieriger einhaltbar sei, als bei Zigaretten.

Einfallsreiche Branche

Produkte wie "Faro" sind also die Antwort. Der Verkauf von Kautabak stieg in den letzten Jahren massiv an – zwischen 2009 und 2015 von 200 auf 10.000 Kilogramm pro Jahr. Hinzu kommt die Diskussionen über Rauchverbote bzw. das schlechte Image der Zigarette. Für das Servicemagazin für Tabaktrafikanten, "Filterlos", sind die Säckchen deswegen "das Hoffnungsprodukt der Zukunft", der Einfallsreichtum sei lobenswert.

Den belohnen offenbar auch die Kunden: "Die Produkte verkaufen sich irrsinnig gut", erzählt der Wiener Trafikant. Im Sortiment führt er zwei verschiedene Marken mit jeweils mehreren Geschmacksrichtungen und Nikotinstärken. "Faro" sei momentan "der Renner", vor allem die Geschmacksrichtung Menthol, sagt der Verkäufer. "Eine diskrete Nikotinquelle, die nirgendwo verboten werden kann", urteilt Filterlos.

Baldiges Verbot möglich

Damit liegt die Fachzeitschrift allerdings falsch: Die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) hat die Nikotinsäckchen bereits am Radar: "Da wurde eine Unschärfe im Gesetz ausgenützt", sagt Friedrich Sövegjarto, Leiter der Lebensmittelsicherheit. Mit der nächsten Novelle werde diese Lücke allerdings geschlossen.

Der Entwickler von "Faro", Rainer Gunz, wurde darüber noch nicht informiert. Ein mögliches Verbot findet der Dornbirner nicht nur ärgerlich: "Uns wundert langsam, was da für Kräfte an der Macht sind, die versuchen solche weniger schädlichen Produkte verbieten zu wollen. Nikotin ist ja nicht verboten – sonst könnte man auch keine Nachtschattengewächse verkaufen." Ein Verbot bringe außerdem nicht zwangsläufig mit sich, dass das Produkt nicht mehr konsumiert werde. "Die Kunden bestellen dann einfach online bei Anbietern aus dem Ausland." Eine sinnvolle Argumentation erwarte er sich noch, sollte das Verbot tatsächlich kommen. (lhag, 28.3.2018)