Bei der Herstellung von Münzen ist viel Handarbeit im Spiel.

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Wien – Jeder von uns hat sie täglich in der Hand. Münzen gehören zum Geschäfts- und Wirtschaftsleben einfach dazu. Auch für Sammler haben sie einen hohen Wert. Egal, ob es sich um Sonderprägungen der Euromünzen handelt, bei denen überlegt wird, ob man sie sammeln oder doch ausgeben soll, oder um eigens für Sammler aufbereitete Stücke. Doch wie entsteht eine Münze? Welche Arbeitsschritte sind nötig, bis das fertige Stück in der Geldbörse landet oder in der Schatulle glänzt? Das hat sich der Standard in der Münze Österreich angesehen.

Das Leben einer Münze beginnt auf dem Papier. Die Graveure der Münze Österreich zeichnen in einem ersten Schritt eine Skizze des gewünschten Motivs. Dann wird zum Modellierwachs gewechselt. Dieses ist gerade mal 1,5 Millimeter dünn. Dennoch muss auf dieser flachen Fläche bereits jede Höhe und Tiefe der späteren Münze dargestellt werden. Diese Plastilinplatte ist die Vorarbeit für den nächsten Schritt – den Gipsabdruck. Dann kommt erstmals Technologie ins Spiel. Das Gipsmodell wird mit einem digitalen Laser gescannt. Bei diesem Vorgang, der rund sechs Stunden dauert, werden auch die verschiedenen Schattierungen der Münze angefertigt. "Zwischen Schwarz und Weiß gibt es 65.000 Graustufen", erklärt ein Graveur.

Motiv in Prägestempel umwandeln

Danach geht es weiter zum sogenannten Werkzeugbau. Dort wird das Münzmotiv in einen Prägestempel umgewandelt. Danach beginnt der letzte Feinschliff. Mit einem Fräser wird das Motiv auf einen Zehntelmillimeter genau bearbeitet. Es dauert bis zu 14 Stunden, bis dieser Vorgang fertig ist. Hier ist höchste Präzision gefragt, denn jede Unschärfe wäre später auf der Münze erkennbar.

Geprägt werden kann eine Münze an dieser Stelle aber noch lange nicht. Denn auch das Trägermaterial muss sorgfältig vorbereitet werden. Soll eine Goldmünze entstehen, sind das Ausgangsmaterial Industrie-Goldbarren. Ein einzelner dieser Barren wiegt zwischen 7,5 und 12,5 Kilogramm. Diese Barren werden bei circa 1064 Grad Celsius geschmolzen und in einen Gusstiegel gefüllt. Aus dem flüssigen Gold werden lange Platten gefertigt, die zu einem sogenannten Coil aufgerollt werden. Ein Coil wiegt fast 1000 Kilo. Aus diesen Coils werden die Ronden gestanzt. Das sind Metallplättchen, auf die später das Motiv gestanzt wird.

Auf Rohplatten – den sogenannten Roden – werden die Motive letztlich gestanzt.
Foto: Robert Newald

Soll die spätere Münze in Silber glänzen, wird statt Gold eben Silber nach dem gleichen Verfahren eingeschmolzen. Dafür sind "nur" 961 Grad Celsius nötig.

Erst wenn die Ronden und der Stempel fertig sind, beginnt die Prägung der Münze. Bei diesem Schritt kommt es stark darauf an, ob es sich um Umlaufmünzen wie den Euro handelt, die geprägt werden, oder um Sondermünzen für Sammler. Das Prägetempo macht her den Unterschied. Werden Euro- oder Centmünzen hergestellt, prägt jede Maschine bis zu 750 Münzen pro Minute. In Papierrollen verpackt werden diese Münzen an die Oesterreichische Nationalbank geliefert.

Gold- oder Silbermünzen werden hingegen von Hand in die Prägemaschine gehoben. Reste der Gold- bzw. Silberronden, die nach dem Stanzen zur geprägten Münze abfallen, werden für die nächste Münzherstellung erneut eingeschmolzen.

Ostern und Weihnachten

Die Ideen für die Motive der Sammelmünzen entstehen im Marketing der Münze Österreich. Dabei werden Anlässe wie Ostern oder Weihnachten ebenso berücksichtigt wie aktuelle Themen. "Für Sammler sind auch Serien interessant", erklärt Münze-Sprecherin Andrea Lang. Auch für Kinder gibt es beispielsweise mit Tiermotiven, Leuchteffekten oder Verzierungen mit Swarovksi-Steinen immer interessante Stücke.

Bei jeder Sammlermünze wird die Qualität des Drucks kontrolliert.
Foto: Robert Newald

Bei der Auswahl der Motive und deren Darstellung müsse man wirklich genau und detailgetreu arbeiten. Um hier keine Fehler zu machen, müssen die Graveure auch viel recherchieren. Große Lexika, Fachbücher über Flora und Fauna zieren daher die Bibliothek in der Graveurie. "Sammler sind sehr genau", sagt ein Graveur. Fehler oder Unschärfen in den Motiven werden immer erkannt.

Von der Idee bis zur fertigen Münze vergeht oft ein Jahr. Nachgeprägt werden Sammlermünzen nie, das würde ihren Wert verwässern. Wie gefragt Münzen sein können, zeigt der Eisvogel. Für diese mehrfarbige Münze standen die Menschen im Herbst Schlange vor den Ausgabestellen. (Bettina Pfluger, 2.4.2018)