Victoria – Archäologen sind an der Westküste Kanadas in einer Sedimentschicht auf 29 prähistorische Fußabdrücke gestoßen, die von mindestens drei Menschen stammen: Wie das Team um Duncan McLaren von der University of Victoria in British Columbia und dem Hakai Institute auf Calvert Island im Fachblatt "Plos One" berichtet, sind die Spuren etwa 13.000 Jahre alt und stellen die ältesten Belege für die Anwesenheit von Menschen in dieser Region dar.

Einer von 29 Fußabdrücken in Original und auf einem digital optimierten Bild. Holzreste im Bereich der Ferse ermöglichten die Radiokarbondatierung.
Foto: Duncan McLaren

Größenunterschiede deuten darauf hin, dass sie von mindestens zwei Erwachsenen und einem Kind hinterlassen wurden. Der Meeresspiegel lag zu dieser Zeit zwei bis drei Meter tiefer als heute, so Duncan: "Wir waren auf der Suche nach archäologischen Stätten entlang der Küste, als wir die Fußabdrücke entdeckten. Es ist wahrscheinlich, dass sie vor 13.000 Jahren knapp oberhalb der Flutlinie lagen."

2014 entdeckten die Forscher Müllgruben, die etwa 6.100 Jahre alt sind, sowie Steinwerkzeuge rund um ein Strandareal in British Columbia. Etwa 60 Zentimeter unter der Oberfläche stießen sie dann auf den ersten Fußabdruck in einer Schicht aus Lehm und Sand. Holzreste, die in den Fußabdruck gepresst waren, ermöglichten die Radiokarbondatierung der Schichten: Sie ergab eine Alter von etwa 13.000 Jahren.

Südwärts entlang der Küsten

In den Folgejahren kehrte das Team um McLaren mehrfach zum Fundort zurück und legte nach und nach 28 weitere Fußabdrücke frei. Die Funde sind auch deshalb interessant, weil sie aus der Endphase der letzten Kaltzeit stammen. Nach heutigem Wissensstand kam es zu dieser Zeit zu Einwanderungswellen über Beringia, eine eiszeitliche Landbrücke zwischen Asien und Nordamerika, die während des Pleistozäns wiederholt durch den Rückgang des globalen Meeresspiegels trockenfiel und wieder geflutet wurde.

Eine viel diskutierte Frage ist, auf welche Routen diese Menschen dann gen Süden zogen. Die aktuellen Funde stützen McLaren zufolge die Annahme, dass die Einwanderer entlang der Küsten weiterzogen. "Die Fundstelle deutet darauf hin, dass die Menschen sehr früh die Küstengebiete erkundeten und womöglich Boote nutzten", so McLaren. (dare, 29.3.2018)