Ungläubig haben wir letzthin vernehmen müssen, es gebe in Österreich eine Minderheit, die beinhart ausgegrenzt werde. Die Aussage muss ernst genommen werden, sie kommt aus dem Mund unserer Gesundheitsministerin. Und wen will die Ministerin schützen? Slowenen, Tschetschenen, Vorarlberger? Nein, Raucherinnen und Raucher.

Dieses Argument zur Aufhebung des allgemeinen Rauchverbots in der Gastronomie muss einem erst einmal einfallen. Vermutlich hilft Rauchwerk dabei. Das Herz der Gesundheitsministerin schlägt für alle Suchtkranken. Sie möchte sie in der Gemeinschaft halten. Und nicht etwa abschieben. Was den Minderheitenschutz anbelangt, ist ihre Partei, die FPÖ, bekanntlich immer an vorderster Front dabei.

"Grausliches Gesetz"

Unsere nikotinabhängigen Mitbürger müssen sich ihres Lasters nicht länger schämen, sie müssen nicht in finsteren Ecken zusammenstehen und an ihren Stummeln saugen. Sie dürfen sich gelassen im verräucherten Lokal ihrer Wahl, in ihrer bevorzugten Selchkammer, eine Großglockner anzünden. Denn sie haben das volle Verständnis der zuständigen Ministerin Beate Hartinger-Klein. Das ihren Worten nach "grausliche Gesetz", mit dem den Wirten die "Gastfreundschaft" verboten würde, wurde von unserer verantwortungsbewussten, gastfreundlichen Regierung gekippt.

Eine Sucht darf nicht verfolgt, eine Sucht muss gefördert werden. Solange es sich um legale Substanzen handelt, die ordentlich Geld in die Staatskasse spülen. Wer die Hoheit über den Stammtischen verteidigen will, darf sich von Rauchschwaden nicht stören lassen. Wann denken unsere verstockten Nichtraucher endlich um und stecken sich ein kleines Zigaretterl an? Aus Solidarität mit der verfolgten Minderheit sollten sich eigene Geselligkeitsvereine bilden, in denen gepofelt wird, bis der Lungenfacharzt kommt. Unser Mitgefühl darf nicht nur den Muslimen gelten, auch unsere eigene Kultur, die ja auf Tabak und Branntwein beruht, muss bewahrt werden.

Ob sich die sonst so instinktsicheren Populisten, die die Nasen im Wind des Boulevards haben, diesmal nicht einfach verschätzt haben? Oder trübt das eigene Suchtverhalten das Abstimmungsverhalten? Die Aufhebung des Rauchverbots dürfte ein klassischer Selbstfaller werden. (Günter Eichberger, 30.3.2018)