Graz – Etliche Spielerinnen, die am Sonntag zum Volleyballfinale antreten, waren damals noch nicht auf der Welt. Damals, als Post zum bis dato letzten Mal nicht Meister wurde. 1993. Heuer wäre der 25. Titel in Serie möglich gewesen, daraus ist freilich mittlerweile eine Unmöglichkeit geworden. Die Post-Damen, die ursprünglich aus Wien stammen und später nach Niederösterreich übersiedelten, sind nämlich bereits im Semifinale der Austrian Volley League (AVL) gescheitert. Ihre Bezwingerinnen von UVC Holding Graz treffen in der Endspielserie auf die SG Kelag Klagenfurt, genannt Wildcats. Graz hat am Sonntag (20.15 Uhr, ORF Sport plus) und hätte auch in einer entscheidenden fünften Partie Heimvorteil.

Was Hypo im Handball, ist Sokol/Post im Volleyball – mit etwas weniger internationalem Renommee. Da wie dort ging es zuletzt bergab. Im Cup, in dem die Vereine auf Legionärinnen verzichten müssen, wurde Post bereits im Vorjahr entthront, ebenfalls von den Grazerinnen, die diesen Titel heuer verteidigten. Nach Rang fünf im Grunddurchgang war das Post-Aus im Semifinale gegen Graz jedenfalls keine Sensation mehr. "Wir haben vielleicht nicht die allerbesten Einzelspielerinnen", sagt die Grazer Libera Bettina Schröttner, "aber wir sind sicher das stärkste Team. Eine kämpft für die andere, keine kämpft nur für sich."

Post ist nicht mehr das, was Post einmal war, auch der Serienmeister musste aufs Geld schauen, die Qualität der Legionärinnen ist gesunken. Dass jedoch der Aufschwung der anderen allein mit dem Abschwung von Post zu tun hat, wird von den anderen heftig bestritten. In Graz, Klagenfurt und Linz sieht man das Niveau der Liga insgesamt gestiegen. Die Post geht im Finale garantiert niemandem ab. "Etliche Vereine haben sich entwickelt und betreiben gute Nachwuchsarbeit", sagt Schröttner. "Und wir in Graz haben viele kleine Schritte gemacht." Dreimal en suite scheiterten die Steirerinnen im Semifinale, zweimal an Post, einmal an Linz/Steg. Im vierten Anlauf klappte es.

Der Stamm des Teams blieb in dieser Zeit fast unverändert. Graz ist der einzige Spitzenklub, der ohne Legionärin auskommt, muss also im Pokalbewerb nicht umstellen, ist besonders gut eingespielt. Die einzige ausländische Spitzenkraft ist der Trainer, Dusan Jesenko aus Slowenien. Beim Finalgegner aus Klagenfurt sieht es anders aus. Schröttner erwartet in der Wildcats-Starting-Six nicht mehr als zwei Österreicherinnen. Klagenfurt hat noch im Jänner eine Aufspielerin geholt, die US-Amerikanerin Abby Detering (21), die heuer mit der Penn State University erst im Semifinale der Collegeliga AVCA am späteren Meister Nebraska scheiterte.

Im Grundduchgang gab es in zwei Duellen jeweils Heimsiege, Klagenfurt siegte 3:2, Graz 3:0. Das Halbfinale im Pokalbewerb ging mit 3:1 ebenfalls an die Grazerinnen, die Aussagekraft dieser Partie ist allerdings gering, da Klagenfurt, wie erwähnt, ohne Legionärinnen anzutreten hatte. Grazerinnen wie Klagenfurterinnen haben mit dem Finale auch schon ihr Saisonziel erreicht. Die einen oder die anderen werden es übertreffen. "Wenn du im Finale bist", sagt die Grazerin Schröttner, "willst du es gewinnen."

Berger und Buchegger stark

Erst im Semifinale, wenn auch der vielleicht stärksten Liga der Welt, steht Alexander Berger. Der 29-Jährige führte seinen Verein Perugia im ersten Duell mit Trentino als bester Scorer mit 14 Punkten zu einem 3:1-Heimsieg. Neben Berger, der mit Perugia auch in der Champions League die Chance auf den Einzug ins Final Four hat, sorgt ein zweiter Oberösterreicher in Italien für Furore. Paul Buchegger (21) hat sich in seinem ersten Jahr bei Ravenna als einer der stärksten Angreifer etabliert und im April im Challenge-Cup-Finale gegen Olympiakos Piräus ebenfalls noch die Chance auf einen internationalen Titel.(Fritz Neumann, 30.3.2018)