San Sebastián / Wien – Wenn Repräsentanten einer deutschen Firma, die seit einem Jahr einem französischen Konzern gehört, vor österreichischen Journalisten eine Pressekonferenz auf Englisch halten, kommt man ins Grübeln. Dissoziative Identitätsstörung würde ein Seelenkundler womöglich diagnostizieren, eine gewisse "Wer bin ich eigentlich?" -Orientierungssuche darf man den tüchtigen, aber gebeutelten Opel-Leuten schon attestieren.

Der Opel Grandland X steht auf einer PSA-Plattform.
Foto: Opel

Wobei das Produkt ja stimmt. Nehmen wir etwa den Ultimate, das neue Grandland X-Topmodell. Opel hat mit SUVs dieser Größenordnung gewisse Erfahrungen, leider nicht immer die besten. Der Antara (2006-2017), ob seiner Herkunft häufig als Korea-Gurke apostrophiert, war genau so ein Flop wie sein kleinerer Vorgänger, das Isuzu-Derivat Frontera.

Im SUV-Segment ist Opel inzwischen erfolgreich.
Foto: Opel

Mit dem Grandland wird das nicht passieren, 70.000-mal verkaufte sich der Wagen seit vergangenem Oktober bereits. PSA (Peugeot, Citroën) spendierte eine solide Basis, und ach ja: Echte deutsche Wertschöpfung muss man – abgesehen vom äußeren wie inneren Erscheinungsbild und der Fahrwerksabstimmung – mit der Lupe suchen. Der Motor (mit SCR-Kat) ist ein Franzose, die 8-Gang-Automatik ein Japaner (Aisin) ...

Foto: Opel

Im Fahrbetrieb stellt sich heraus, dass der komfortable Ultimate mit 177 PS sehr angemessen motorisiert ist, Opel vermeldet gar "souveränes Vorankommen". Und wen der Umstand irritiert, dass es den Grandland nur als Fronttriebler gibt: Es kommt, wie bei den Konzerng'schwistern Peugeot, Citroën, DS, ein Plug-in-Hybrid. Der hat dann Allrad – der Verbrenner treibt vorn an, der E-Motor hinten.

Flexible Plattform

"Die Westfranken kommen" gilt auch für den anderen Neuzugang, von dem wir hier berichten. Basierte der erste Combo (1986) auf dem Kadett E, der zweite (1993) und dritte (2001) auf dem Corsa, der vierte (2011) auf dem Fiat Doblo II, so entstammt der Neue erstmals einer – noch vor der Übernahme vereinbarten – Kooperation mit den Franzosen. Dabei baut der Combo Life, wie Citroën Berlingo, Peugeot Rifter (Partner-Nachfolger) und insgesamt gut ein Dutzend PSA-Mobile (3008, 5008, der neue 508 etc.) auf der hochflexiblen EMP2-Plattform auf.

Der Opel Combo.
Foto: Opel

Wir konnten in Wien bereits eine erste Sitzprobe nehmen, der Raumeindruck ist erwartungsgemäß schon in der Kurzversion beeindruckend. Das viele Hartplastik kümmert in dieser robusten Liga, in der die Autos eher nicht mit Glacéhandschuhen angefasst werden, niemanden, zwei Schiebetüren erleichtern das Besteigen und Beladen.

Der Innenraum des Combo.
Foto: Opel

Johannes Schroll, Produktmarketingmann bei Opel Austria, sieht im Combo Life einen "Idealbegleiter im Alltag", "einen der besten Freunde der Familie" (alles auf Deutsch, geht doch!) – und führt ferner ins Treffen, dass das Segment in ganz Europa wächst. Klar, man bekommt ja reichlich viel Auto für relativ wenig Geld.

19 Assistenzsysteme

Und wer hätte gedacht, das sich heute auch schon in einem Hochdachkombi so viele (Sicherheits-) Assistenzsysteme finden? 19 an der Zahl sind es hier, von der Müdigkeitserkennung bis zum Spurhalteassistent. Auch beim Infotainment lässt Opel sich nicht lumpen, der größte Schirm ist acht Zoll groß, platziert als Tablet über den mittigen Lüftungsdüsen.

Schiebetüren erleichtern das Be- und Entladen des Combo.
Foto: Opel

Gebaut wird der Combo weit weg von Deutschland, im spanischen Vigo. Die Pressekonferenz zur Fahrpräsentation gibt's dann auf Französisch? Oder Spanisch? (Andreas Stockinger, 5.4.2018)

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