WPP untersucht "persönliches Fehlverhalten" ihres CEOs Martin Sorrell.

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London – Die größte Werbe- und Kommunikationsholding der Welt, WPP, hat eine Untersuchung gegen ihren CEO Martin Sorrell eingeleitet, lässt sie in einer knappen Presseerklärung verlauten. Es gehe um "Fehlverhalten" Sorrells, das WPP vorerst nicht näher erläutern will. Sorrell, 73 und seit 30 Jahren an der Spitze der WPP, bleibe während der Untersuchung in seiner Funktion.

Sorrell weist die Vorwürfe laut Reuters zurück, er verstehe aber, dass WPP sie untersuchen müsse.

Die WPP-Presseinfo im Wortlaut: "Der Vorstand von WPP hat einen unabhängigen Anwalt berufen, der als Reaktion auf einen Vorwurf persönlichen Fehlverhaltens eine Untersuchung gegen Sir Martin Sorrell, Chief Executive Officer von WPP, durchführen wird. Die Untersuchung läuft noch. Die Vorwürfe beziehen sich nicht auf Beträge, die für WPP wesentlich sind."

Horizont.de bat einen WPP-Konzernsprecher um nähere Aufkünfte. Für die Dauer der Untersuchung keine weiteren Angaben machen könne, erklärte der WPP-Sprecher.

Zur WPP gehören die Mediá-Holding Group M mit Marken wie Mediacom, Mindshare, WM Wavemaker, Xaxis und Werbeagenturen wie Ogilvy, Young & Rubicam, Hirschen Group, Grey, JWT.

Bestverdiener

Sorrell war laut "Guardian" 2017 bestverdienender Chef eines der 100 Unternehmen im wichtigsten britischen Aktienindex FTSE 100. Mit rund 42 Millionen Pfund (48 Millionen Euro) für das Jahr 2016 kam er über fünf Jahre auf mehr als 200 Millionen Pfund. Mit der Auszahlung für 2016 endete die großzügige Regelung über Abgeltung in Geld und Anteilen für den WPP-Boss, berichtete der "Guardian". Demnach war für die Folgejahre mit rund 20 Millionen Pfund für Sorrell zu rechnen.

2017 war "kein schönes Jahr"

Für 2017 meldete die WPP-Gruppe Anfang März ihr schlechtestes Ergebnis seit der Finanzkrise. Die Nettoerlöse fielen um knapp 1 Prozent auf umgerechnet rund 14,8 Mrd. Euro (16,74 Mrd. Euro).

Damit verfehlte der WPP seine in diesem Jahr drei Mal nach unten korrigierte Prognose. Die Firma hatte auch damit zu kämpfen, dass Großkunden wie der Konsumgüterriese Unilever und Procter & Gamble ihre Werbebudgets zusammenstrichen.

"2017 war für uns kein schönes Jahr", räumte Unternehmensgründer und -chef Martin Sorrell ein. Die Zukunft zeichnete er nicht viel rosiger, mehr als Stagnation konnte er für das laufende Jahr nicht in Aussicht stellen. Dagegen hatten sich Rivalen wie Omnicom und IPG für das laufende Jahr optimistischer gezeigt. Sorrell will das Tief damit überwinden, dass er die Arbeit der zahlreichen Unternehmen in seinem Konzern enger miteinander verknüpfen lässt. WPP beschäftigt in über 100 Ländern mehr als 200.000 Mitarbeiter, die ihren Kunden neben Werbung auch Marktforschung, Öffentlichkeitsarbeit und Datenanalyse anbieten. (red, Reuters 4.4.2018)