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Die Salzburger versprühen vor dem Duell mit Lazio Rom Zuversicht, sie wollen wie schon gegen Borussia Dortmund bestehen und ins Halbfinale einziehen. Keeper Walke warnt: "Wir brauchen megasuper Tage, 90 Prozent werden zu wenig sein."

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wien/Rom – Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ist schon jetzt sicher, doch Red Bull Salzburg will mehr. Im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League bei Lazio Rom am Donnerstag (21.05 Uhr, live Puls 4, Sky) liebäugeln die Bullen mit der nächsten Überraschung. Wer Dortmund eliminiert, muss sich wohl auch vor den Biancocelesti nicht fürchten. "Wir sind bereit für Lazio", meinte Duje Caleta-Car.

Hwang und Yabo erkrankt

Auch die weiteren Worte des Innenverteidigers können als Spiegel der Bullen-Seele gelten: "Die sind sicher eine gute Mannschaft, aber das sind wir auch. Wir haben keine Angst, ganz im Gegenteil: Wir fahren mit breiter Brust nach Rom", erklärte der 21-Jährige, mit 26 Europacuppartien schon ein Routinier. Die Vorzeichen sind jedenfalls gut. Marco Rose, der seine Serie von 35 Partien ohne Niederlage (zuletzt verlor man 27. August 2017 0:1 bei Sturm Graz) ausbauen könnte, kann fast auf den gesamten Kader zurückgreifen. Stürmer Hwang Hee-chan muss mit einer Gelbsperre passen. Der Südkoreaner konnte aber auch als Daumendrücker nicht mitfliegen, weil er erkrankte – so wie Reinhold Yabo. Mittelfeldmotor Valon Berisha, am Wochenende gegen den WAC mit blessiertem Oberschenkel eine Hälfte lang geschont, dürfte fit sein.

Auf dem Papier sind die Kräfteverhältnisse sonnenklar. Lazio um Serie-A-Topscorer Ciro Immobile ist mit einem Gesamtmarktwert von rund 315 Millionen gemäß transfermarkt.at ungefähr viermal so "schwer" wie Salzburg. Der Vergleich hatte aber schon gegen Dortmund (365 Millionen) einen Schönheitsfehler, und Rose brauchen diese Fakten ohnehin nicht zu kümmern. Vor dem BVB schaltete seine Mannschaft Real Sociedad aus. Warum sollte es also gegen den aktuellen Fünften der Serie A nicht gelingen, als erster österreichischer Klub seit Rapid 1996 (Cup der Cupsieger) ein Halbfinale im Europacup zu erreichen? "Wir haben schon auch diesmal wieder das Gefühl, dass wir etwas bewegen können", bestätigte der Deutsche.

200. Pflichtspiel für Walke

"Wir haben ja schon gezeigt, dass wir gegen große Gegner bestehen können", befand auch Innenverteidiger Andre Ramalho. Bei allem Optimismus scheint freilich allen Beteiligten klar, dass man als Außenseiter ins Olympiastadion kommt. "Man muss die Kirche im Dorf lassen, Lazio ist Favorit. Wir brauchen megasuper Tage, 90 Prozent werden zu wenig sein", betonte Tormann Alexander Walke, der vor seinem 200. Pflichtspiel für die "Bullen" steht. Bei den bisher einzigen Duellen Salzburgs mit Lazio in der Europa-League-Gruppenphase 2009/10 war der Deutsche allerdings noch nicht an Bord. Nur Dauerbrenner Andreas Ulmer und Ersatzmann Christoph Leitgeb erlebten die beiden 2:1-Erfolge mit.

Das Duell mit den Römern könne man in jedem Fall aber nicht mit den ersten beiden K.-o.-Duellen vergleichen. "Das werden komplett andere Spiele", prognostizierte Rose. "Sie spielen taktisch äußerst diszipliniert und arbeiten als Team gut gegen den Ball. Aber sie verfügen auch über große individuelle Qualität." Adaptionen seien notwendig. "Wir müssen verantwortungsvoller mit eigenem Ballbesitz umgehen, gegen eine Mannschaft, die sehr gut umschaltet. Wir selbst werden weniger ins ständige Umschalten kommen", erklärte der 41-Jährige. Fazit: "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft nervös ist. Es ist eine große Herausforderung, die für uns den nächsten Entwicklungsschritt darstellen könnte."

Nur noch 0,875 Punkte hinter der Rekordmarke

Platz elf in der Uefa-Fünfjahreswertung und der damit wahrscheinlich verbundene Champions-League-Fixplatz 2019/20 für Österreichs Meister sind seit dem Abschluss des Europa-League-Achtelfinales bereits abgesichert. Gelingt es Salzburg, auch im Viertelfinale nachzulegen, könnte man sogar die bisher erfolgreichste österreichische Europacupsaison 2009/10 übertreffen.

Derzeit hält Österreich in der laufenden Saison bei 8,5 Punkten. Acht Jahre zuvor waren es am Ende 9,375 Zähler, es fehlen also noch 0,875 Punkte auf die Rekordmarke. Für einen Sieg gibt es zwei, für ein Remis einen Punkt, geteilt wird die Ausbeute durch vier, die Anzahl der heimischen Teams, die 2017/18 international antraten.

Mit zumindest einem Sieg und einem Remis im Viertelfinale gegen Lazio würde Salzburg die geforderte Summe einspielen, da der Halbfinaleinzug einen Bonuspunkt bringt. Scheidet Salzburg hingegen aus, besteht die alte Bestmarke weiter.

Aktuell ist das dicke rot-weiß-rote Konto vor allem Salzburg zu verdanken: Von 34 Punkten gehen 21 auf die Kappe der Bullen, den Rest steuerten Gruppenphasen-Teilnehmer Austria Wien (6,5) sowie Altach (5) und Sturm Graz (1,5) bei.

Acht Siege und fünf Unentschieden 2009/10

2009/10, als Österreich vier Teams in die EL-Gruppenphase brachte, fiel Salzburgs Anteil mit 16 von insgesamt 37,5 Punkten etwas geringer aus. Damals holten die ÖFB-Vertreter 8 Siege und 5 Unentschieden in der Gruppenphase. Salzburg scheiterte im Sechzehntelfinale an Standard Lüttich, zuvor hatten auch Rapid (8,5), Sturm Graz (8) und die Austria (5) gepunktet. (APA, red, 4.4.2018)

Europa League, Viertelfinal-Hinspiel, Donnerstag

Lazio Rom – Red Bull Salzburg
Stadio Olimpico, 21.05 Uhr, live Puls 4 und Sky, SR Hategan (ROM)

Mögliche Aufstellungen:

Lazio: Strakosha – Luiz Felipe, De Vrij, Radu – Marusic, Parolo, Leiva, Milinkovic-Savic, Lulic – Luis Alberto – Immobile

Ersatz: Guerrieri – Bastos, Murgia, Caceres, Patric, Di Gennaro, Felipe Anderson, Nani, Felipe Caicedo

Es fehlt: Lukaku (verletzt)

Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer – Haidara, Samassekou, Schlager, Berisha – Dabbur, Gulbrandsen

Ersatz: Stankovic – Onguene, Pongracic, Farkas, Leitgeb, Wolf, Minamino, Daka, Mwepu

Es fehlen: Hwang (gesperrt und krank), Yabo (krank)

Rückspiel am 12. April in Salzburg