Katharina ist am Ende mit ihrer Kraft und ihren Nerven. Während der zweijährige Luis gerade mal wieder einen Trotzanfall hat, tobt und schreit, brüllt nebenan die kleine, vier Monate alte Melinda. So geht das schon seit Tagen. Wenn Markus, der Vater der Kinder, nach Hause kommt, freut sich Katharina jedes Mal darauf, dass er sie entlastet.

Lisbeth ist mit ihren Kindern unterwegs. Charlotte erzählt unentwegt von der Schule und was sie dort heute alles erlebt und gemacht hat. Die Neunjährige fordert die gesamte Aufmerksamkeit ihrer Mutter, die aber noch auf Felix aufpassen muss, der mit seinem Roller auf dem Gehsteig herumdüst. Prompt kann der Fünfjährige nicht rechtzeitig bremsen und fährt in einen Mann hinein, der plötzlich vor ihm auftaucht. Dieser keift erst Felix an, dass er besser aufpassen soll, und danach auch noch Lisbeth, dass sie gefälligst ihre Kinder besser erziehen soll. Wieder mal so eine Situation, in der Lisbeth gerne jemanden hätte, der ihr zur Seite steht, wenn sie entnervt ist.

Tamaras Tagesplan sieht wie folgt aus: In der Früh bringt sie ihre Kinder zur Schule und in den Kindergarten, danach geht sie einkaufen. Ihr Mann passt derweil auf den einjährigen Sohn auf. Wenn ihr Partner in den Dienst muss, ist Tamara allein und kann kurz verschnaufen. Gegen Mittag muss sie ihre Kinder wieder abholen, das Mittagessen vorbereiten und am Nachmittag ihre Kleinen bei den Hausübungen unterstützen oder zum Sport bringen oder mit ihnen spielen. Am Abend ist Tamara so gerädert, dass sie kaum Zeit für ihren Mann mehr hat.

Mutterschaft heißt, vieles allein machen zu müssen, auch wenn man einen Partner an der Seite hat. Das kann oft überfordernd sein.
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"Ich brauche mehr Hilfe!"

Erst vor kurzem kursierte in den sozialen Medien der Brief einer Mutter, die dringend Hilfe gebraucht hat. Sie schrieb einen Brief an ihren Ehemann. In diesem beschreibt sie, was sie alles tut, wie sie Kindererziehung und Haushalt unter einen Hut zu bringen versucht. Sie schildert ihrem Mann eindringlich, dass sie dringend Hilfe braucht bei dem, was sie macht, dass sie Anerkennung und Zeit für sich möchte. Zeit, in der sie tun kann, was sie möchte, Zeit, in der sie den fehlenden Schlaf nachholen kann, Zeit, in der sie mal allein unterwegs sein kann, um nicht einen Zusammenbruch zu erleiden.

Der Brief einer US-amerikanischen Mutter, in dem sie ihren Mann um mehr Hilfe bittet.

Traditionelles Rollenverständnis

Ja, es ist auch wunderschön, Kinder zu haben und diese auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten. Aber es ist oftmals anstrengend, schwierig, mühsam und unbedankt, zu Hause bei den Kindern zu bleiben oder neben Kindererziehung und Haushalt auch noch einem Job nachzugehen, mit dem Frau Geld verdient. Da braucht es dann funktionierende Beziehungen und ein gutes soziales Netz, damit zumeist die Frau und Mutter dies alles unter einen Hut bringen kann, ohne dabei an ihre Grenzen zu kommen.

In den meisten Familiensystemen herrscht immer noch das traditionelle Rollenverständnis vor. Während der Partner weiterhin seiner Arbeit nachgeht und das notwendige Geld verdient, bleibt die Frau beim Kind zu Hause – zumindest kurz nach der Geburt. Das Rollenverständnis und -bild von Müttern ist in der jetzigen Gesellschaft schon viel flexibler, und die Gestaltungsmöglichkeiten sind unglaublich vielfältiger geworden und einem steten Wandel unterworfen. Durch die Veränderung der Lebenswünsche ist die Familie an sich ständig bemüht, Anforderungen gerecht zu werden, die die Gesellschaft von außen mitunter stark beeinflusst.

Wie geht es den Müttern?

Selbstverständlich ist es auch für den Mann, der das Geld verdient und somit das Leben der Familie finanziert, nicht immer einfach. Er hat die ganze finanzielle Verantwortung, er rackert sich an seiner Arbeitsstelle ab, damit die Familie überleben kann. Er verbringt oftmals viel weniger Zeit mit den Kindern und im Trubel zu Hause.

Es geht in diesem Blogbeitrag nicht darum, diese Leistung zu schmälern, sondern darum, ein Augenmerk auf die Personen zu legen, die bei den Kindern zu Hause sind und den Alltag mit all den kleinen und großen Herausforderungen der Kindererziehung managen. Millionen Frauen machen das seit Menschengedenken. Selten hat sich jemand darüber Gedanken gemacht, wie gut oder nicht gut es ihnen damit ging und geht. Was eine Mutter braucht, damit sie über lange Zeit gut funktioniert, damit sie für ihre Kinder eine liebevolle Mutter sein kann und eine liebevolle Partnerin. Wie schwer der Schlafmangel wiegt und wie sehr die Erziehung des Nachwuchses und die damit verbundenen Sorgen und Ängste am Nervenkostüm der Frau zerren.

Mütter dürfen um Hilfe bitten

Viele Frauen, viele Mütter haben Hoffnungen, Vorstellungen und Erwartungen an das Leben mit den Kindern, die sich manchmal nicht so einfach erfüllen lassen. Sie zweifeln in Situationen, die nicht so laufen, wie sie sich das erhofft oder wie sie es erwartet haben, dann oftmals an sich selbst und ihren Fähigkeiten. Eine Mutter, die um Hilfe und Unterstützung bittet, ist deswegen noch lange nicht unfähig, ihre Kinder zu erziehen. Sie hat erkannt, dass sie es im Moment allein nicht schafft, dass ihre Energie nicht ausreicht, dass die Kinder sie vor eine zu dieser Zeit nicht gut lösbare Herausforderung stellen.

Im Sinne einer möglichst gesunden und störungsfreien Entwicklung der Kinder und des Funktionierens der Familie ist sie bereit, dies einzugestehen und um Hilfe zu bitten. Dies ist keine Schwäche, und dafür braucht sie sich auch nicht zu schämen und von niemandem abwerten lassen. Jeder Mensch hat seine eigene Belastungsgrenze.

Ihre Erfahrung?

Fühlen Sie sich, in dem, was Sie tun, von Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner anerkannt und wertgeschätzt? Was bedeutet für Sie in diesem Zusammenhang Anerkennung? Wie oder worin bemerken Sie die Ihnen entgegengebrachte Wertschätzung? Posten Sie Ihre Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 6.4.2018)