Noch ist nicht klar geregelt, welche Tankstellen E-Autofahrern zugänglich sein sollen.

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Wien – Feierlich eröffneten die Wiener Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), der Floridsdorfer Bezirkschef Georg Papai (SPÖ) und Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl am Donnerstag zehn neue Ladestellen für Elektroautos im Bezirk Floridsdorf. Am Freitag sollen weitere zehn in der Brigittenau folgen, bis zum Sommer sollen es insgesamt 230 sein.

Neu ist an den Plänen wenig: Schon vor zwei Jahren kündigte die Stadt ein flächendeckendes Netz an E-Tankstellen an. Aber der Ausbau verzögerte sich, die ambitionierten Pläne wurden reduziert – auch weil der Verkauf von Elektroautos eher langsam voranging, hieß es.

Jetzt will man den Durchbruch geschafft haben: Bis 2020 soll es 1.000 öffentliche E-Ladestellen in der Stadt geben. Rund 550 Ladestellen gibt es derzeit in Wien, die sich allerdings vor allem in Parkgaragen, Wohnhausanlagen oder Firmenparkplätzen befinden. Betreiber ist die Wien Energie, die für ein "neues und einfaches Laden von Elektroautos" wirbt.

Eigene Karte und App nötig

Von einem einfachen und übersichtlichen System für den E-Autofahrer scheint man aber sowohl in Wien als auch in ganz Österreich noch weit entfernt zu sein. Zum einen muss sich der Kunde zwischen verschiedenen Anbietern bei E-Tankstellen entscheiden: Auf der einen Seite steht der Elektromobilitätsverband BEÖ, zu dem sich unter anderem EVN, Energie Oberösterreich, Energie Steiermark, Energie Burgenland und Wien Energie zusammengeschlossen haben und die ihre Kunden mit einer eigenen Karte oder App Strom tanken lassen.

Auf der anderen Seite steht Smatrics, die Gemeinschaftsfirma von Siemens und Verbund, die rund 400 Ladepunkte in Österreich betreibt. Hier bezahlt der Kunde mit Smatrics-Karte. Sowohl BEÖ als auch Smatrics bestätigen allerdings auf STANDARD-Anfrage, dass es in den nächsten Monaten zu einer "technischen Annäherung" kommen werde.

Wunsch nach einheitlichen Standards

Auch sonst stellen sich Fragen zur Nutzung öffentlicher, halböffentlicher und privater E-Tankstellen: So brachte das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) Ende Februar einen Gesetzesentwurf im Nationalrat ein, der sich auf eine Richtlinie der EU aus dem Jahr 2014 bezieht und für einheitliche Standards bei E-Tankstellen sorgen soll. Wesentliches Ziel ist, E-Autofahrern das Aufladen an allen öffentlich zugänglichen Ladepunkten diskriminierungsfrei zu ermöglichen.

Aber schon bei der Definition "öffentlich zugängliche Ladepunkte" ergeben sich die ersten Probleme, wie die Wirtschaftskammer (WKO) in ihrer Begutachtungsstellungnahme anführt: So verfügen beispielsweise die Wiener Linien über Ladestellen zum Aufladen der Elektrobusse, die sich im Haltestellenbereich der Buslinien befinden. Da diese zu einer öffentlichen Verkehrsfläche gehören, müssten sie gemäß Gesetzesentwurf für gewöhnliche E-Autofahrer offen stehen. Gleichzeitig ist das Halten und Parken innerhalb von 15 Metern vor und nach den Haltestellentafeln der Linien verboten. Die Ladestellen stehen dem gemeinen Volk de facto also nicht zur Verfügung.

Gleiches könnte für Ladestationen auf Parkplätzen von Betrieben und Handelsketten gelten, die ihre Ladepunkte dann auch außerhalb ihrer Öffnungszeiten für jedermann offen halten müssten, befürchtet die WKO.

Vergleich der Preise schwierig

Auch eine "angemessene, einfache, eindeutig vergleichbare, transparente und diskriminierungsfreie" Preisauszeichnung bei öffentlich zugänglichen Ladepunkten schreibt die EU-Richtlinie vor. In den Erläuterungen wiederum heißt es, dem Betreiber stehe es frei, "eine pauschale Abrechnung für den Ladevorgang oder auch eine Abrechnung in Abhängigkeit von der Dauer der Verbindung des Fahrzeugs mit dem Ladepunkt vorzusehen". Das mache einen eindeutigen Vergleich der Preise unmöglich und habe mit Transparenz nichts zu tun, kritisiert das Sozialministerium in einer Stellungnahme.

Für den Kunden sind die Preise ohnehin durch die unterschiedlichen Stromleistungen kaum vergleichbar: Vom langsamen zum normalen Laden bis hin zum beschleunigten und schnellen Laden mit Leistungen zwischen elf und 50 kWh fallen unterschiedliche Preise an. Eine Abrechnung nach Zeit könnte dann dazu führen, dass das Laden bei der Ladestelle mit der höheren Leitung günstiger kommt als bei einer Ladestelle mit weniger Power. Derzeit werden die Leistungen aber nicht angegeben, wodurch der Kunde erst nach dem Ladevorgang weiß, welche Kosten entstanden sind.

Unterschiedliche Anschlüsse

Nicht zuletzt gibt es auch bei den Anschlüssen und Kabeln keine einheitlichen Standards: So setzt das Netz von BMW & Co auf das sogenannte Combined Charging System (CCS), die Autobauer Nissan und Mitsubishi haben wiederum einen eigenen Standard namens Charge de Move, während der US-Autobauer Tesla auf eigene Stromtankstellen für seine Elektroautos setzt. Überall in Europa mit jedem Auto an jeder Tankstelle tanken: Das bleibt vorerst ein Luxus.

An öffentlichen Tankstellen Strom zu laden scheint derzeit jedenfalls noch nicht verbreitet zu sein, wie Erhebungen des BEÖ zeigen: Demnach laden derzeit 80 bis 90 Prozent der Fahrer ihre Fahrzeuge zu Hause oder am Arbeitsplatz. (Jakob Pallinger, 6.4.2018)