"Ich arbeite seit circa vier Jahren als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Früher hat man dazu Krankenschwester gesagt. Angeblich wurde die neue Bezeichnung eingeführt, um den Beruf aufzuwerten. Ich frage mich, wann sie sich durchsetzen wird – die meisten Patienten rufen immer noch nach der ,Schwester'. Das Ziel ist, dass wir alle irgendwann mit Vor- oder Nachnamen angesprochen werden, also 'Pflegerin XY' oder 'Pfleger XY'.

Mein Arbeitstag beginnt mit der Dienstübergabe vom Nachtdienst. Ist alles geklärt, verabreiche ich Medikamente und Infusionen. Dann beginnt meistens schon die Visite mit dem Arzt. Die Visite auszuarbeiten, Änderungen in der Therapie oder bei den Medikamenten einzutragen, dafür bin ich ebenfalls verantwortlich.

Auch telefonieren muss ich in meinem Job viel. Zum Beispiel schreibt der Arzt auf, dass der Patienten eine Herzsonografie braucht. Ich muss mich darum kümmern, dass das durchgeführt wird, und wieder den Arzt verständigen, dass die Befunde schon da sind und er sie sich ansehen kann.

Immer mehr telefonieren

Ich telefoniere regelmäßig mit Angehörigen – das wird immer mehr. Sie wollen, kommt mir vor, immer mehr abschieben. Zum Beispiel soll das Krankenhaus die Entlassung organisieren. Durch die Abschaffung des Pflegeregresses wollen Angehörige immer öfter ihre Eltern ins Pflegeheim stecken – den Eindruck haben wir.

Meine Aufgabe ist es auch, Lungenröntgen oder EKG für den nächsten Tag anzumelden. Ich arbeite in der Unfallchirurgie, und so muss ich auch den Überblick über die Operationen behalten: Wer wird morgen operiert? Sind alle Befunde da?

Schließlich gehört zu meinen Aufgaben natürlich auch die Pflege am Bett.

Jeden Tag andere Patienten, auf deren Bedürfnisse man sich einstellen muss: Das finde sie an ihrem Job so spannend, sagt eine junge Krankenpflegerin.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Ich mag meinen Job. Es kommen immer andere Patienten, auf deren Bedürfnisse man sich immer neu einstellen muss. Das ist das, was es so interessant macht. Wir bekommen viele positive Rückmeldungen: Süßigkeiten und Danksagungen. Manchmal kommen auch E-Mails an die Pflegedirektion, was uns sehr freut.

Aber es gibt ebenso Patienten und Patientinnen, die sich total häufig beschweren. Auch Angehörige. Sie meckern: Warum hat meine Mutter zwei Semmeln anstatt zwei Kornspitz bekommen? Wenn etwas nicht passt, kriegen wir Krankenpfleger das voll ab. Und zwar auch, wenn es gar nicht in unseren Aufgabenbereich fällt. Die Ärzte sind seltener auf der Station, und deshalb kommen Angehörige als Erstes zu uns, wenn etwas nicht funktioniert. Dann erkläre ich ihnen, dass ich darüber keine Handhabe habe.

Zu wenig Personal

Unlängst habe ich auf STANDARD Online den Blog-Eintrag eines Arztes gelesen, der darüber schreibt, was im Gesundheitssystem falsch läuft. Er berichtet, wie Patienten quasi abgearbeitet werden wie "Produkte auf einem Fließband". Das kann ich nur unterschreiben. Man arbeitet einen Patienten nach dem anderen ab, ohne wirklich auf ihn eingehen zu können. Und das, meine ich, hat alles miteinander zu tun: Wenn Patienten mühsam sind, ist es oft, weil ihnen nicht ordentlich zugehört wird. Es ist zu wenig Zeit, zu wenig Personal da.

Es gibt Tage, da läuft alles glatt. Dann gibt es aber auch solche, wo nichts rundläuft, und da merkt man es dann vor allem. Da staut es sich beim OP, dann kommen neue Patienten in die Aufnahme, die durchdrehen – letzte Woche hatten wir einen älteren Mann auf Alkoholentzug, der seinen Kopf gegen die Wand geschlagen hat. Da reagieren natürlich alle, und das ganze Stationsrad bleibt stehen.

Mit Gehalt zufrieden

Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass ich noch lange, wenn nicht für immer in meinem Job bleiben will. Ich kann als Krankenpflegerin rotieren – alle Abteilungen durchlaufen, aber zum Beispiel auch ins Pflegeheim oder zu einem Hausarzt gehen. Mit meinem Gehalt bin ich ebenfalls zufrieden. Weil ich für Wochenend- und Nachtdienste Extrageld bekomme, ist er gut.

Wie ich auf den Beruf Krankenpflegerin gekommen bin? Durch ein Praktikum. Da habe ich mitbekommen, wie der Job aussieht. Es hat mir sofort gefallen." (Protokoll: Lisa Breit, 10.4.2018)