Constanze Kurz vom Chaos Computer Club stellte sich den Fragen der STANDARD-Userinnen und User

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Am Donnerstag passierte das geplante Überwachungspaket der österreichischen Regierung die Ausschüsse für Inneres und Justiz – trotz heftiger Kritik von Experten. Dazu zählt Constanze Kurz vom Chaos Computer Club, die von den Neos als Expertin für ein außerparlamentarisches Hearing nach Wien eingeladen wurde. Am Freitag stellte sich Kurz im STANDARD-Chat den Fragen der Userinnen und User. "Grundsätzlich ist die Idee des staatlichen Hackens aus meiner Sicht keine gute", sagte Kurz.

Windows "mit den meisten Schwachstellen"

Um den Bundestrojaner auf Geräte zu bringen, müsse die Regierung "Sicherheitslücken oder fertige Spionagesoftware kaufen", erklärt Kurz. Das gefährdet die IT-Sicherheit aller User. Schützen könne man sich davor, indem man aktuelle Betriebssysteme nutzt und diese regelmäßig updatet. Windows kämpfe laut Kurz "mit den meisten Schwachstellen", was aber daran liege, weil besonders viele Nutzer auf Windows setzen. "Freie Software ist eine gute Idee, übrigens auch bei Smartphones", rät Kurz.

VPN und Tor

Es sei "nichts falsch daran, sich zu anonymisieren" antwortet Kurz auf die Frage, ob man sich nicht verdächtig mache, wenn man Software wie Tor einsetze. Auch VPN-Dienste können helfen, Kommunikationsmetadaten zu verbergen, gegen Trojaner bieten sie jedoch keinen Schutz.

Kurz denkt, dass Klagen gegen das Überwachungspaket durchaus Chancen auf Erfolg hätten. "Der Aspekt, den ich für das europäische Recht am Kritischsten sehe, wäre die anlasslose Speicherung von Daten auf Vorrat, etwa bei Autokennzeichen", so Kurz.

Bundestrojaner an CCC liefern

Bis zum Einsatz des Trojaners soll es noch dauern, in den nächsten Monaten will das Innenministerium eine entsprechende Software beschaffen. Wer dann einen Bundestrojaner findet, kann ihn an den Chaos Computer Club übermitteln. "Wir nehmen ihn gern zur Analyse entgegen", sagt Kurz. Der CCC hat bereits einen deutschen Trojaner auseinandergelegt, Nutzer konnten sich daraufhin vor ihm schützen.