Nicht nur in Österreich erhitzt die Feinstaubdebatte die Gemüter: In Deutschland demonstrierten Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace im Februar für strengere Luftschutzgesetze.

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Wien – Mitten in der Dieseldebatte kam am Freitag aus dem Umweltbundesamt (UBA) eine frohe Botschaft, ein wirkliches Aufatmen blieb dennoch aus. Laut einer von der Plattform Saubere Luft in Auftrag gegebenen Studie ist die Feinstaubbelastung in Österreich in den Jahren 2014 bis 2016 gegenüber 2003 bis 2005 im Mittel um mehr als ein Drittel zurückgegangen.

Laut Jürgen Schneider, Klimaexperte am Umweltbundesamt, ist der Rückgang vor allem auf Umweltmaßnahmen zurückzuführen, die in den vergangenen Jahren gesetzt wurden. Die Entwicklung sei jedoch kein Grund, sich auszuruhen.

Während Maßnahmen wie beispielsweise Dieselrußpartikelfilter Feinstaubemissionen im Verkehrssektor deutlich reduziert haben, sei im Bereich der Stickoxide (NOx) eine sinnvolle Gesetzgebung zur Verbesserung der Luftqualität noch ausständig.

Kein Freispruch für Diesel

Die sinkenden Feinstaubwerte seien erfreulich, meint der Klimaexperte, dennoch gebe es "noch keinen Freispruch für Diesel". Stickstoffdioxid wird vor allem durch Dieselmotoren freigesetzt, die festgelegten Grenzwerte wurden in den vergangenen Jahren in Österreich häufig überschritten.

Die von Türkis-Blau geplante Anhebung des Tempolimits dürfte zu einer Verbesserung wohl nicht beitragen: "Untersuchungen an Teststandorten haben gezeigt, dass sich die Luftreinheit durch Tempolimits erheblich gebessert hat", so Schneider.

Der Hauptverursacher von Feinstaub ist in Österreich aber nach wie vor der Industriesektor, er verantwortet 36 Prozent der Feinstaubemissionen. Entgegen dem Trend steigt die Feinstaubbelastung in der Industrie seit mehreren Jahren. Ausschlaggebend dafür ist laut Schneider die Konjunktur und die damit einhergehend gestärkte Bauwirtschaft, in der viel Feinstaub anfällt.

Dennoch ist vor allem die Menge an PM2,5-Emissionen stark zurückgegangen ist. Das sind Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern. Sie gelten also besonders gesundheitsschädlich, da sie tief in die Lunge eindringen.

Wetter und Klima helfen

Die Studie kommt zum Schluss, dass letztlich ein Mix aus unterschiedlichen Rahmenbedingungen zur Senkung der Feinstaubbelastung beigetragen hat. Dazu zählt neben günstigen Wetterverhältnissen auch die Umsetzung europäischer Umweltregelungen in östlichen Nachbarstaaten. Aber auch die Klimaerwärmung könnte eine Rolle gespielt haben: "Mit dem Klimawandel wird die Feinstaubbelastung nicht höher", sagt Schneider.

Im Gegenteil: Durch die steigenden Temperaturen reduzierten sich die Heiztage in Österreich in den vergangenen 25 Jahren um mehr als zehn Prozent – und damit auch der Hausbrand, der vor allem in den Wintermonaten für den Anstieg der Feinstaubwerte verantwortlich ist.

In Österreich bleibt zu hoffen, dass auch künftig weitere Maßnahmen gesetzt werden, die nicht nur die Feinstaub-, sondern auch die NOx-Emissionen deutlich reduzieren, um die Luftqualität zu verbessern. In der am Dienstag präsentierten Klima- und Energiestrategie wurde das Thema Feinstaub jedenfalls mit keinem Wort erwähnt. (Nora Laufer, 6.4.2018)