Sebastian Kurz ist ein Politiker, der nach einer klaren Wertehierarchie lebt. Für ihn gilt das Prinzip "Regieren geht über Studieren", während wiederum das Streben nach einer ordentlichen Message-Control deutlich über dem Regieren rangiert. Schließlich muss nicht jeder dahergelaufene Staatsbürger wissen, was sich in den hehren Höhen der Politik abspielt!

So gesehen trift es sich gut, dass die Regenten des europäischen Reichs der Mitte derzeit auf Erfahrungsaustausch im asiatischen Reich der Mitte weilen, wo man sich mit Message-Control und der Eindämmung demokratischen Überschwangs auch gut auskennt. Schade nur, dass Strache nicht mit nach Peking konnte, weil er in Wien nach dem Rechten sehen und das Staatsschiff auf Kurs halten musste.

Die Chinesen waren anfänglich reserviert, weil die Österreicher just mit vier Ministern anrückten (Tenor der nur hinter lächelnden Mienen zu erspürenden Kritik: "Eine Viererbande war uns eigentlich genug.") Xi Jinping taute aber auf, als ihm Kurz die Grundlagen des österreichischen Fünfjahresplans – "Der große Sprung zurück in die 1960er" – erläuterte. Er revanchierte sich mit Empfehlungen für den Bau einer großen Mauer, um Fremdlinge fernzuhalten, und riet Kurz dazu, sein Amt auf Lebenszeit auszuüben, was diesem merklich schmeichelte. Da schmeckte dann das Pandabärengulasch beim abendlichen Staatsbankett gleich doppelt so gut. (Christoph Winder, 9.4.2018)