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Sebastian Vettel jubelt, Lewis Hamilton grübelt.

Foto: REUTERS/AHMED JADALLAH

Ferrari-Mechaniker Francesco Cigarini kann wieder lächeln.

Sakhir – Den Verweis auf Michael Schumacher lächelte Sebastian Vettel charmant weg. "Wir haben noch eine lange, lange Saison vor uns", sagte Vettel nach dem hart erkämpften Zittersieg beim Großen Preis von Bahrain. 2004 hatte sein Idol als bislang letzter Ferrari-Pilot die ersten beiden Rennen einer Saison gewonnen. Damals holte Rekordweltmeister Schumacher souverän seinen siebten und letzten Titel in der Formel 1.

Von der Dominanz der Schumacher-Ära ist die Scuderia meilenweit entfernt, Vettels Erfolge täuschen darüber nicht hinweg. In Australien hatte der viermalige Weltmeister Glück, der Sieg in Bahrain geriet auf stark nachlassenden Reifen zur Zitterpartie. Nur seinem fahrerischen Können hatte es Vettel zu verdanken, dass er die Angriffe von Mercedes-Pilot Valtteri Bottas abwehrte und den folgenreichen zweiten Boxenstopp verhinderte.

Erfolg gegen jede Logik

Es sei ein Erfolg gegen jede Logik gewesen, schrieb auch die italienische Gazzetta dello Sport: "Ohne Vettels Talent, der trotz seiner kochenden Reifen dem wütenden Widerstand des Rivalen Bottas Stand hielt, wäre der Sieg unmöglich gewesen." Vettel habe ein Meisterwerk vollbracht.

"Wir haben es geschafft, irgendwie zu überleben. Fünf, sechs oder sieben Runden vor Schluss dachte ich nicht, dass es reicht. Es war ein hartes Stück Arbeit", sagte Vettel, der die Fahrerwertung mit der Maximalausbeute von 50 Punkten vor Weltmeister Lewis Hamilton (33) anführt.

Hamilton lobt Ferrari-Strategie

Der Brite im Mercedes hatte sich vom neunten Startplatz auf Rang drei vorgekämpft. "Mehr war heute nicht möglich", sagte der Weltmeister. Hamilton, der mit seiner Ein-Stopp-Taktik wie auch Bottas Druck erzeugte, lobte die "großartige" Strategie der Silberpfeile. Doch der Brite haderte auch – mit dem anfänglichen Verkehr, mit Funkproblemen und der unbefriedigenden Punkteausbeute. Man werde sich zusammensetzen und die beiden Rennen genau analysieren, so Hamilton, der ein großes Lob für Ferrari aussprach: "Wir hätten nicht gedacht, dass sie es mit einem Stopp schaffen."

Den nächsten Angriff auf Vettel und den ersten Saisonsieg unternimmt Hamilton in China. "Shanghai war immer ein guter Kurs für mich", sagte Hamilton, dessen Marschroute klar ist: "Ich habe einen Rückstand von 17 Punkten. Ich darf nicht noch mehr verlieren."

Ferrari-Mechaniker erfolgreich operiert

Gute Nachrichten gab es aus dem Ferrari-Lager: Mechaniker Francesco Cigarini ist einen Tag nach seinem Unfall erfolgreich an seinem gebrochenen Bein operiert worden. Der Finne Kimi Räikkönen hatte Cigarini bei seinem zweiten Boxenstopp angefahren, dabei erlitt Cigarini Frakturen an Schien- und Wadenbein.

"Die Operation ist gut verlaufen. Ich möchte mich bei allen bedanken, die nach mir gefragt und sich Sorgen gemacht haben", schrieb Cigarini bei Instagram. Räikkönen antwortete: "Werde schnell wieder gesund, Kumpel!"

Die Nummer zwei der Scuderia hatte beim Stopp grünes Licht zur Weiterfahrt erhalten, obwohl der Reifenwechsel noch nicht abgeschlossen war. Ferrari leitete eine Untersuchung des Vorfalls ein und muss 50.000 Euro Strafe bezahlen.

Liberty-Reformpläne sorgen weiterhin für Aufschrei

Unterdessen schienen sich die Fronten zwischen F1-Eigner Liberty bzw. Ferrari und Mercedes zu verhärten. Die Formel 1 wird ihr Gesicht entsprechend der veröffentlichten Reformpläne zur Saison 2021 stark verändern, womöglich zu einem hohen Preis. Ein Rückzug der Zugpferde Ferrari und Mercedes ist nicht auszuschließen.

"Es gibt Dinge, die nahezu unerreichbar scheinen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem Qualifying am Samstagabend. Wolff spielte dabei vor allem auf die geplante Kostendeckelung an, die künftig bei 150 Millionen Euro liegen soll. Wichtige Posten wie Fahrergehälter oder Marketingausgaben sollen zwar nicht in die Rechnung eingehen. Personaleinsparungen wären dennoch kaum zu verhindern. Die Liberty-Pläne würden erhebliche Einschnitte für die großen Rennställe bedeuten. Die Kosten für die Topteams bewegen sich momentan geschätzt zwischen 300 und 400 Millionen Euro pro Jahr.

Ferrari fürchtet um Boni

Ferrari hielt sich mit Kommentaren zu den Liberty-Plänen zurück, dürfte aber wenig von den angedachten Reformen halten. Ihre Historie bringt der Scuderia jährlich hohe Bonuszahlungen ein. Diese waren noch mit dem ehemaligen Chefpromoter Bernie Ecclestone ausgehandelt worden. Der neue Formel-1-Boss Chase Carey will den Ferrari-Bonus zumindest reduzieren. Die Italiener dürften dies nicht kampflos hinnehmen.

Die anstehenden Verhandlungen dürften zäh und schwierig werden. Nicht nur die Finanzierung soll neu geregelt werden, Änderungen sind auch bei den Motoren geplant. Diese müssten "günstiger, einfacher, lauter und leistungsstärker" sein. Auch müssten die Autos "rennfähiger" werden, um mehr Überholmanöver zu ermöglichen. Vor allem die "Fähigkeiten des Fahrers" sollen wieder über den Sieg entscheiden, nicht die Technik. (sid, red, 9.4.2018)