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Telekom-Chef Alejandro Plater hat ambitionierte Pläne.

Foto: HEINZ-PETER BADER / REUTERS

Die teilstaatliche Telekom Austria will vor allem durch Zukäufe in Osteuropa weiter wachsen. "Wir haben den Osten in unserer DNA, darum werden wir uns weiter im Osten umsehen", sagte Konzernchef Alejandro Plater am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. "Wir können für Akquisitionen eine Milliarde ausgeben", sagte Plater.

"Ich glaube, international zu expandieren ist der beste Weg, um Arbeitsplätze in Österreich zu schaffen", sagte der Vorstandschef der zum mexikanischen Mobilfunkkonzern America Movil gehörenden Telekom Austria. Österreich sei ein kleiner Markt und man könne hier nicht die notwendige Größe erreichen, um wettbewerbsfähig zu sein. "Wir konkurrieren mit T-Mobile und mit Drei, beide sind große Unternehmen. Der beste Weg, um Qualitätsjobs in Österreich zu schützen, ist die Expansion im Ausland, sonst wird man immer kleiner." Mit America Movil habe man dafür einen sehr guten Partner.

Expansionspläne

"Ohne Expansion werden wir keinen Erfolg haben. Wir müssen in Europa relevant werden", sagte Plater. In Deutschland wachse man organisch, die anderen Märkte, in denen die Telekom Austria präsent sei, würden durch Zukäufe konsolidiert. "Wir haben jedes Jahr Unternehmen um 100 bis 200 Mio. Euro gekauft, um unsere Assets in Ländern wie Kroatien, Weißrussland, Bulgarien und Mazedonien zu ergänzen." Ein weiterer Schritt sei die Expansion in neue Länder im Osten. Mehr investieren müsse man etwa in Serbien, Kroatien und in anderen Ländern des früheren Jugoslawiens.

Falls sich eine Gelegenheit für einen Zukauf ergeben sollte, könnte man eine Milliarde Euro ohne weiteres dafür aufbringen, also ohne Kapitalerhöhung, erklärte Plater. Derzeit gebe es aber kein Akquisitionsziel in dieser Größenordnung. Die staatliche serbische Telekom Srbija oder die slowenische Telekom Slovenije hätten schon mehrmals privatisiert werden sollen, die Verkäufe seien aber letztlich am Preis gescheitert. Die Preisvorstellungen der Verkäufer hätten sich immer an Bewertungen von vor fünf Jahren orientiert, "aber diese Preise sind nicht mehr zu erzielen", so Plater. Es gebe derzeit eher einen Trend zum Rückzug aus der Region. "Telenor hat gerade ihre Aktivitäten in Osteuropa verkauft, in Bulgarien, Serbien und Ungarn."

Boom-Themen

Die Telekombranche werde derzeit von drei wesentlichen Faktoren getrieben, sagte Plater – der Entwicklung künstlicher Intelligenz, der hohen Verfügbarkeit von Daten und der raschen technischen Entwicklung bei der Verarbeitung dieser Daten. Die Digitalisierung ermögliche neue Formen des Konsums mit einem kleineren "Fußabdruck" auf die Umwelt, etwa beim Musikstreaming. Eine der Herausforderungen der Zukunft sei es daher, die Telekom Austria in ein Software-Unternehmen zu transformieren. "Der Wert liegt in der Software, nicht so sehr in der Konnektivität."

Ein Trend sei derzeit die Sammlung und Auswertung von Kundendaten. "Wir sammeln aber nicht Daten über einzelnen Leute, sondern generelle Informationen und Trends." Man verkaufe nicht die gesammelten Daten selbst, sondern werte die gesammelten Daten aus und verkaufe die Ergebnisse.

Kritik übte Plater am Design der bevorstehenden 5G-Auktion. So sei es "sehr seltsam", dass geplant sei, die Frequenzen für einzelne Regionen zu versteigern. In der EU diskutiere man im Gegenteil, wie man Frequenzspektren länderübergreifend vergeben könnte. Der Telekom-Chef warnte auch davor, den Fokus bei der Versteigerung vor allem auf den erzielbaren Erlös für die Staatskasse zu legen. "Wir haben einen limitierten Cashflow. Entweder investieren wir in den Netzausbau oder wir bezahlen für das Spektrum. Wenn wir viel für das Spektrum bezahlen, werden wir das Netz langsamer ausbauen können. Der Regulator muss seine Prioritäten setzen: Wenn er einen raschen Netzausbau will, darf er beim Verkauf des Spektrums nicht zu gierig sein." (APA, 9.4.2018)