Wien – Mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung geht die Airline Sunexpress gegen die Wahl eines Betriebsrats des Cockpit- und Kabinenpersonals vor, schreibt die deutsche Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) in einer Aussendung. Sunexpress fliegt im Verbund des Lufthansa-Konzerns sowohl unter eigenem Namen als auch für die Lufthansa-Marke Eurowings. Vereinigung Cockpit und die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (Ufo) fordern in dem stark wachsenden Unternehmen seit Jahren betriebliche Mitbestimmung – "so wie es bei fast allen deutschen Betrieben ähnlicher Größe schon längst Standard und gelebte Praxis ist".

Diese werde bis dato vom Management abgelehnt, jetzt gehe die Geschäftsleitung juristisch gegen die EU-Mindeststandards der Mitbestimmung vor. Eine Stellungnahme von Sunexpress liegt noch nicht vor. VC-Vorstand Markus Wahl sagte zum Standard, dass der erste Prozesstag nächste Woche am 18. April beim Arbeitsgericht in Frankfurt angesetzt sei. Er rechnet mit mehreren Instanzen, vielleicht bis zum Europäischen Gerichtshof.

Mindeststandards gefordert

Bei einer Beschäftigtenzahl von über tausend Mitarbeitern, wie es auch im Flugbetrieb der Sunexpress der Fall sei, bestehe in fast allen deutschen Betrieben ein Betriebsrat. "Es ist völlig unverständlich, warum ausgerechnet in einem so stark sicherheitsrelevanten Bereich wie einem Flugbetrieb keine Mindeststandards von betrieblicher Mitbestimmung gelten sollen", erklärt Tarifexperte Markus Germann von der Vereinigung Cockpit. "Dies gilt umso mehr im Konzerngefüge der Lufthansa mit seiner bekannten Marke Eurowings."

Wie bei anderen Fluggesellschaften, in denen Arbeitnehmerrechte keine Berücksichtigung finden, macht sich auch das Sunexpress-Kabinen- und -Cockpitpersonal mit seinen Gewerkschaften VC und Ufo auf den Weg, Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen festzuschreiben.

Gesellschaften in Deutschland und Türkei

Sunexpress wurde im Oktober 1989 als Tochtergesellschaft von Turkish Airlines und Lufthansa gegründet. Die Heimatstation der türkischen Sunexpress befindet sich in Antalya, die Sunexpress Deutschland GmbH sitzt in Frankfurt.

Geleitet wird Sunexpress seit Anfang 2017 von Jens Bischof, davor Lufthansa-Vertriebschef. Er folgte damals dem früheren AUA-Chef Jaan Albrecht nach, der Ende Dezember 2016 aus der Geschäftsführung ausgeschieden war. (cr, 10.4.2018)