Thomas Tuchel soll sich mit PSG-Mehrheitseigner Tamim ben Hamad Al-Thani und Präsident Nasser Al-Khelaifi mündlich auf eine Zusammenarbeit geeinigt haben.

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Paris/Berlin – Sollte sich Thomas Tuchel bereits in Paris aufhalten, dürfte ihm dort der Blick in die Dienstagszeitungen gefallen haben. Die "L'Equipe", so etwas wie das Sprachrohr im französischen Sport, druckte den deutschen Fußballtrainer auf der Titelseite ab. Er strahlt Souveränität aus, sein Blick ist nach oben gerichtet, und neben seinem Konterfei steht in großen Buchstaben: "Thomas Tuchel – Meister des Spiels".

Offiziell bestätigt ist die Verpflichtung des 44-Jährigen als neuer Trainer des französischen Topklubs Paris St. Germain zwar noch nicht. Die L'Equipe behauptet, dies werde auch nicht geschehen, ehe PSG den Meistertitel endgültig unter Dach und Fach gebracht habe, vielleicht warte man auch noch das Pokalfinale ab. Aber dass der ehemalige Dortmunder Coach ab Sommer PSG übernimmt, bezweifelt niemand mehr.

Doch es drohen auch Probleme. Sportdirektor Antero Henrique soll seinen portugiesischen Landsmann Sergio Conceicao favorisiert haben und sich von den Klubbesitzern aus Katar übergangen fühlen, das könnte zu atmosphärischen Störungen zwischen ihm und Tuchel führen. Die Fans in Frankreich beschäftigt aber eine andere Frage: Wie will Tuchel mit dem Starensemble die Champions League gewinnen?

Interesse an Zsolt Löw

Offenbar hofft Tuchel für den Coup in der Königsklasse auf Unterstützung aus der Bundesliga. Laut Bild-Zeitung will er Co-Trainer Zsolt Löw von Vizemeister RB Leipzig mit an die Seine nehmen. Beide kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim FSV Mainz 05. Den Assistenten von RB-Cheftrainer Ralph Hasenhüttl loszueisen, dürfte ein schwieriges Unterfangen werden. "Zsolt Löw hat einen Vertrag bis 2019 und er ist eine ganz wichtige Säule bei RB Leipzig", sagte Sportdirektor Ralf Rangnick dem deutschen Sportinformationsdienst sid: "Alles andere interessiert uns nicht."

Gerücht um Neymar

Wichtiger wird für Tuchel sein, die Stars auf seine Seite zu ziehen. Allen voran Neymar. Den Brasilianer, der nach seiner Operation am Fuß in den kommenden Tagen in Paris zurückerwartet wird, soll es nach seiner Premierensaison in Frankreich wieder nach Spanien ziehen. Gerüchte um einen Transfercoup von Real Madrid halten sich hartnäckig.

Bei einem Verkauf hätte Tuchel zumindest die Möglichkeit, Spieler zu verpflichten, die in sein taktisches Schema passen. Denn so reich PSG durch die Scheich-Millionen auch ist: Wegen der heftig umstrittenen Transfers von Neymar (222 Millionen Euro) und Kylian Mbappe (180) steht PSG unter genauester Beobachtung der Uefa, ein Transferbann droht.

Es ist also möglich, dass Tuchel im Großen und Ganzen mit dem vorhandenen Kader, zu dem auch die deutschen Nationalspieler Julian Draxler und Kevin Trapp gehören, auf Titeljagd geht. Der prestigeträchtige Triumph in der Champions League dürfte zwar nicht im Zweijahresvertrag (plus Option auf eine weitere Saison) als Ziel festgehalten sein, doch an nichts anderem wird Tuchels Arbeit gemessen. Noch-Trainer Unai Emery konnte auch die gute Aussicht auf das Triple in Frankreich (Meistertitel plus zwei Pokalsiege) nicht retten. Nach dem klaren Achtelfinal-K.-o. gegen Real Madrid senkten die Klubbesitzer für Emery den Daumen.

Tuchel soll sich bei einem Treffen in Doha mit Mehrheitseigner Tamim ben Hamad Al-Thani und Präsident Nasser Al-Khelaifi mündlich auf eine Zusammenarbeit geeinigt haben. Erst danach kam Bayern München mit seinem Vorstoß bei Tuchel – zu spät. (sid, 10.4.2018)