Neue Flugzeuge, neue Mitarbeiter, mehr als 100 Millionen Euro Betriebsgewinn: Kay Kratky gilt als Aufbauer.

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Der designierte Chef Alexis von Hoensbroech ist verheiratet und Vater von fünf Kindern.

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Wien – Gemeinsam mit der AUA begeht ihr Chef Kay Kratky heuer den 60. Geburtstag. Den 61. wird der gebürtige Frankfurter nicht mehr am Steuerknüppel der heimischen Airline feiern. Kratky, der seine Karriere bei der Lufthansa als Pilot begann und im August 2015 Jaan Albrecht als AUA-Chef beerbte, wird im Mai sechzig. Sein Vertrag läuft mit Ende Juli aus. Nachfolger soll – vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats – mit Alexis von Hoensbroech ein weiterer Lufthanseat werden. Der 47-Jährige ist seit 2014 Produkt- und Vertriebsvorstand bei Lufthansa Cargo. Ab 1. August soll er mit Kundenchef Andreas Otto und Finanzvorstand Wolfgang Jani das Vorstandstrio der AUA bilden.

Rekordjahr für die AUA

Die Option auf Verlängerung gab es für Kratky nicht: Eine interne Lufthansa-Regel besagt, dass Vorstände mit 60 Jahren abtreten müssen. Bei der AUA kann er auf erfolgreiche Jahre zurückblicken. Nach dem Rekordgewinn 2016 setzte der Carrier für 2017 noch einen drauf: Das Betriebsergebnis fiel mit 101 Millionen Euro um 55 Prozent höher aus als im Jahr davor. Die Erlöse stiegen um acht Prozent. Im März 2018 beförderte die Fluglinie 13,2 Prozent mehr Passagiere als noch vor einem Jahr. Es ist das vierte zweistellige Monatsplus in Folge. Rund eine Million Fluggäste hat die AUA im Vormonat gezählt. Am Ziel sei die AUA damit noch lange nicht, machte Kratky wiederholt klar. Das Rekordjahr verdankte sich nämlich auch den pleitebedingten Ausfällen bei der früheren Konkurrenz (Air Berlin, Niki). Heuer dürfte der Gewinn wieder etwas schmäler ausfallen.

Wettbewerb in Wien

Vor allem aber wird der Wettbewerb am Standort Wien für den Marktführer wohl noch schärfer: Denn die Billigairlines brachten sich bereits in Stellung und positionieren sich neu. Ihr Marktanteil von derzeit rund einem Fünftel dürfte weiter wachsen. Nicht nur, weil die IAG-Tochter Vueling (die beim Kauf der insolventen Niki unterlegen ist, Anm.) und die ungarische Wizzair kräftig aufs Gas steigen. Auch die britische Easyjet und Billigschwester Eurowings wollen und müssen ihre Marktanteile beständig vergrößern. Kräftig mitmischen will dabei auch Laudamotion mit dem neuen Partner, der bekannt aggressiven irischen Ryanair.

Dazu kommt, dass die AUA keineswegs zu den profitabelsten Lufthansa-Töchtern gehört. Das hat Kratky auch wiederholt betont. Den neuen Kollektivvertrag wird wohl er noch mit den Gewerkschaften in trockene Tücher bringen. Ob das ohne weitere Misstöne abgehen wird, ist noch offen. Doch auch für den designierten Chef bleibt genug zu tun. Die vom scheidenden Boss Kratky verordnete höhere Kosteneffizienz wird auch Hoensbroech weiter verfolgen müssen. Daneben heißt es der Konkurrenz mit neuen Produkten zu trotzen.

Netzstratege

Neuland ist die AUA für den gebürtigen Rheinländer nicht. Das entsprechende Rüstzeug bringt der Vater von fünf Kindern aus vergangenen Positionen mit. In der Lufthansa-Group verantwortete er nämlich die Integration der AUA. Lufthansa-intern gilt der studierte Astrophysiker, der ursprünglich von Boston Consulting kam, als ein Mann mit strategischem Geschick. (Regina Bruckner, 11.4.2018)