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Walter Huang fuhr am 23. März mit seinem Tesla Model X nahe Mountain View in ein Trennelement des Highway 101.

Foto: AP

Am 23. März kam Walter Huang ums Leben, als sein Auto an einem Tag mit klarer Sicht in die Betonbarriere des kalifornischen Highway 101 krachte. Unterwegs war er mit einem Tesla Model X und aktiviertem "Autopilot". Der tragische Vorfall ging um die Welt und sorgte für weitere Diskussionen über die Sicherheit autonomer Autos, nachdem erst einige Tage zuvor beim Crash eines selbstfahrenden Wagens von Uber eine Frau namens Elaine Herzberg zu Tode gekommen war.

Tesla hat in der Folge des Unfalls seine Technologie verteidigt. Mit ungewöhnlich scharfen Worten macht man nun erneut Huang selbst verantwortlich, berichtet Bloomberg.

Harsche Worte

In einer Stellungnahme bekundet Tesla der Familie zwar Beileid, erklärt aber auch, dass Huang gemäß den Aussagen seiner Angehörigen gewusst habe, dass der "Autopilot" nicht "perfekt sei" und "an diesem Ort unzuverlässig arbeite". Dennoch habe er ihn an dieser Stelle aktiviert. Die einzige Möglichkeit, wie es zu dem tödlichen Crash kam, sei, dass er trotz mehrfacher Warnsignale des Autos seine Aufmerksamkeit nicht der Straße gewidmet hatte.

Man sage "sehr deutlich", dass auch bei der Verwendung der "Autopilot"-Funktion die Hände am Steuer bleiben müssten. Andernfalls spiele der Wagen sichtbare und hörbare Warnungen ab – so wie es auch hier der Fall gewesen sei. Man bedaure, dass die Familie nun den "falschen Eindruck" vermittle, dass der Autopilot "unsicher" sei, würde er doch eigentlich die Unfallhäufigkeit um 40 Prozent reduzieren. Und weiter: "Der Grund, dass andere Familien nicht im Fernsehen sind, ist, dass ihre Angehörigen noch leben."

Zahlen über angeblich bessere Sicherheit fehlen

Das Statement wird nicht nur aufgrund des harschen Abschlusssatzes kritisiert. Auch die von Tesla behauptete Unfallreduktion wird als nicht nachvollziehbar angesehen. Tesla selbst verweist dabei auf die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA), die selbiges in einem 13-seitigen Bericht zu einem tödlichen Unfall vor zwei Jahren festhält. Wie dieser Wert erhoben wurde, ist nicht klar. Wissenschafter versuchen – bislang erfolglos – die zugrunde liegenden Daten von der Behörde zu erhalten.

In der Vergangenheit hat Tesla erklärt, dass aktuellere Automodelle grundsätzlich über eine Ausstattung verfügten, die vollautonomes Fahren ermöglicht. Dementsprechend könnte diese Funktion künftig nachgerüstet werden. Hinsichtlich des Autopiloten hält man allerdings fest, dass es sich um ein Assistenzfeature handelt, das etwa dabei hilft, rechtzeitig die Spur zu wechseln, um die richtige Autobahnabfahrt zu erwischen.

Offene Fragen

Das Unternehmen bleibt zudem einige Antworten schuldig. So ist weiter unklar, wann Huangs Model X gebaut wurde oder welche Version der Hilfssoftware installiert war. Man gab auch keine Antwort darauf, wie viele Warnungen angezeigt werden, bis sich der Autopilot ausschaltet. "Mobile Geeks" erinnert auch an vermehrte Berichten über Probleme von Tesla-Besitzern infolge eines Updates der Software, die sich danach plötzlich in einigen Situationen schwertat.

Huangs Unfall könnte noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Seine Familie hat die Kanzlei Minami Tamaki engagiert, die nun prüft, welche rechtlichen Schritte gegen Tesla möglich sind. (gpi, 12.4.2018)